Gertrud Völcker, im November 1918 Angestellte im Arbeitersekretariat des Kieler Gewerkschaftshauses, erinnert sich an die Geschehnisse des 2. November 1918. Bei der Bewertung dieser Erinnerungen gilt es den großen zeitlichen Abstand zwischen Erinnerung und Geschehnis genauso zu berücksichtigen wie die persönliche Sichtweise der Zeitzeugin (Ausschnitt).
"(Gertrud Völcker) Eines Tages am 2. November, da sehen wir die Massen der Werftarbeiter und auch aus der Bevölkerung Menschen auf der Seite, da wo das auf der Seite und auch auf dieser Seite Infanterie sich gegenüberstehen, mit scharf geladenen Gewehren die Soldaten und die Werftarbeiter mit ihren Essentöpfen und Blechflaschen bewaffnet. Und nun hatten wir erwartet, dass geschossen wird. Es dauerte eine Weile, wir sahen und sahen und es wurde nicht geschossen. Und dann zogen die Arbeiter und die Soldaten, ich glaube es war Infanterie aus Rendsburg herangeholt worden, die vereinigten sich, die verbrüderten sich gewissermaßen. Also, sie waren auch froh, dass sie nicht auf ihre Brüder zu schießen hatten und die Arbeiter hatten auch Verständnis für die Situation der Soldaten."