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Das Schicksal der Lübecker Familie Prenski © izrg

An 6. Dezember 1941 verlässt ein von der Kriminalpolizei begleiteter Zug mit ungefähr 90 Juden Lübeck. Die Waggons werden in Bad Oldesloe mit einem Zug zusammengekoppelt, der weitere 70 schleswig-holsteinische und um die 850 Hamburger Juden transportiert: angeblich sollen sie zum "Arbeitseinsatz" nach Riga. Unter den Deportierten sind auch Max, Martin und Margot Prenski mit ihrer Mutter.

Seit Anfang der 1920er lebt die aus dem polnischen Grajewo stammende Familie Prenski in Lübeck, wo sich der Vater eine ärmliche Existenz als fliegender Händler für Öle und Fette aufbaut. Die Familie nimmt am jüdischen Gemeindeleben teil, die Kinder besuchen die jüdische Religionsschule, zu Hause wird jiddisch und deutsch gesprochen. Die älteste Tochter Sophie arbeitet in einem jüdischen Kaufhaus als Verkäuferin, Max geht zur Knabenschule. Martin und Margot besuchen die im April 1934 gegründete jüdische Volksschule. Die Familie erlebt die stufenweise Ausgrenzung und Verfolgung der Juden durch den NS-Staat. Als polnische Staatsbürger werden die Prenskis im Oktober 1938 neben anderen 17.000 polnische Juden per Bahn zur polnischen Grenze deportiert, da die NS-Regierung fürchtet, Polen werde die jüdischen Polen ausbürgern. Da Polen die Grenze geschlossen hat, irren auch die Prenskis im Niemandsland umher, bis sie einige Tage später wieder nach Lübeck zurückkehren können.

1939 stirbt der Vater. Fortan sind Mutter und Kinder fast mittellos in Lübeck; sie können nicht emigrieren. Weil es nur noch fünf Schülerinnen und Schüler gibt, wird die jüdische Schule im Oktober 1940 aufgelöst. Um dort zur Schule zu gehen, leben Martin und Margot nun getrennt in jüdischen Waisenhäusern in Hamburg, während Max eine Schlosserlehre bei der Hamburger jüdischen Gemeinde macht. Die Mutter ist in einem jüdischen Altenheim in Lübeck untergebracht.

Zynisch führt die Deportation die Familie wieder zusammen. Die Zugfahrt nach Riga dauert drei Tage und Nächte. Nach der Ankunft müssen die Verschleppten durch Schnee und Eis in das Lager "Jungfernhof" marschieren, wo 5.000 Menschen in Scheunen und Ställen zusammengepfercht sind. Allein in den ersten Wochen verhungern und erfrieren über 700 Menschen. Im Februar und März 1942 erschießen deutsche Polizisten und einheimische Hilfstruppen über 2.800 Männer, Frauen und Kinder im Hochwald Bikerniki am Stadtrand von Riga. Unter ihnen sind am 26. März auch Max (17 Jahre), Martin (12 Jahre) und Margot (11 Jahre) Prenki. Ihre Mutter kommt wahrscheinlich im Dezember 1944 im KZ Stutthof bei Danzig zu Tode.

Nur Sophie Prenski überlebt den Holocaust: Sie kann 1940 mit einem illegalen Transport nach Palästina fliehen. Als ihrem Schiff das Anlegen in Haifa verweigert wird, versenken jüdische Untergrundorganisationen aus Protest das Schiff. Sophie überlebt und wird elf Monate in einem britischen Lager interniert. Sie stirbt 1994. Es ist das Jahr, in dem eine integrierte Gesamtschule in Lübeck sich nach eingehenden Recherchen und Überlegungen nach den Geschwistern Prenski benennt.

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