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Alltag in der 'Hitlerjugend' © izrg

Der Eintritt in das "Deutsche Jungvolk" oder den "Jungmädelbund" stellt ein feierliches Zeremoniell dar: Nach einer "Musterung" findet die Aufnahme der Zehnjährigen am 19. April, dem Tag vor "Führers" Geburtstag, statt; genau vier Jahre später werden sie in die "Kern-HJ" oder den "Bund Deutscher Mädel" (BDM) wechseln. Bei beiden Anlässen erklären sie: "Ich verspreche, in der Hitlerjugend allezeit meine Pflicht zu tun, und Liebe und Treue zum Führer und zu unserer Fahne." Mit der Aufnahme werden Halstuch, Lederknoten und das HJ-Abzeichens "verliehen"; die "Kluft" ist damit komplett.

Ein "HJ-Leistungsbuch" gibt Rechenschaft über den "HJ-Dienst". Mehr oder weniger subtil dient der wöchentliche Heimnachmittag oder -abend neben "unverfänglichen" Tätigkeiten auch der ideologischen und gemeinschaftlichen Ausrichtung. Gemeinsam hört man im Rundfunk die "Stunde der jungen Nation", meist ein Hörspiel, hier finden auch Werkarbeiten statt. Nicht die theoretische Beschäftigung mit der NS-Ideologie, sondern die gelebte NS-Gemeinschaft und die jugendliche Selbstverwaltung überzeugen und begeistern auf subtile Weise. Wettstreit und Kampf stehen im Sport der Jungen im Mittelpunkt, bei den Mädchen Körperschulung: Es geht um die Vorbereitung auf die Rolle des Soldaten und der Mutter. Allerdings sollte nicht unterschätzt werden, dass die HJ-Mitwirkung für viele Mädchen befreiend wirkt, weil sie der Enge und Kontrolle der Familie erstmals entbunden gemeinschaftlich "auf Fahrt" gehen können.

Die HJ verwaltet ihre Heime eigenständig, die jugendlichen "Führer" sind recht frei in der Ausgestaltung der Programme. Viele Aktivitäten sind auf das "Wohl der Volksgemeinschaft" ausgerichtet: So sammelt die HJ für die NS-Volkswohlfahrt, für das "Winterhilfswerk", später im Krieg für die Frontsoldaten. Schließlich ist die HJ immer präsent bei den Veranstaltungen des NS-Festkalenders. Der "HJ-Streifendienst" kontrolliert die Einhaltung der "Dienstpflichten" oder stellt auch mal oppositionell gesinnten Jugendlichen nach. - Manche Denunziation der "HJ-Streifen" löst polizeiliche Maßnahmen aus.

Abenteuer und Freude versprechende "Fahrten" und Lager hat die HJ von anderen Jugendbewegungen kopiert, aber mit Drill versetzt. Fahrten bieten prägende Erlebnisse in der Natur, beim Gesang am Lagerfeuer, auch beim Geländespiel. Ab 1935 gibt es das bis zu 10.000 Jungen aufnehmende "Nordmark-Lager" am Brahmsee bei Nortorf. Der Tagesablauf ist militärisch geregelt und uniform. Hier im Lager können die Kinder und Jugendlichen am Eindringlichsten lernen, nicht aus der Reihe zu tanzen, hier sind dem NS-Gedankengut am Unmittelbarsten ausgeliefert: Die Verherrlichung der "arischen Rasse" geht einher mit der Verächtlichmachung der slawischen "Untermenschen" und vor allem der "Juden".

Die "HJ" soll auch eine neue politische Führerschicht ausbilden: Noch 1944 "arbeiten" in Leck, Schleswig, Gudendorf, Wilster, Heiligenstedten, Malente-Neversfelde, Neustadt und Geesthacht "HJ- und BDM-Führerschulen". Doch im Mittelpunkt steht die Vorbereitung der Jungen auf den Dienst als Soldaten. Besonders attraktive "Sondereinheiten" dienen der direkten Kriegsvorbereitung und Rekrutierung: die "Motor-HJ" in Kiel, die "Flieger-HJ", die auf der Insel Sylt eine Fliegerschule unterhält, die "Marine-HJ", die in Kiel und Flensburg Wassersport bietet, schließlich die "Nachrichten-Einheiten der HJ" mit ihren Ausbildungszentren für jugendliche Funker in Altona, Flensburg und Rendsburg.

Doch 1939 wird aus der NS-Jugendromantik ernst: HJ-Angehörige sterben auf dem Schlachtfeld oder im Bombenhagel, die späteren HJ-Jahrgänge kämpfen auch in HJ-Sondereinheiten, ab 1943 in Schleswig-Holstein als 17-jährige Flakhelfer oder Luftwaffenhelferinnen, schließlich ab Oktober 1944 als 16-Jährige im "Volkssturm" oder als noch in den letzten Kriegstagen "ausgebildete", manchmal erst 12-jährige "Werwölfe" im Untergrund.

Siehe auch:

Lagerfeuer
BDM-Mädchen in Pinneberg
Tagesablauf
HJ auf 'Fahrt'
Das 'Nordmark'-Sommerlager

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