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Dr. med. Ernst Bamberger © izrg

Am 6. Dezember 1941 beendet der angesehene Arzt und Chirurg Dr. med. Ernst Bamberger (geboren 1885) in Remmels/ Hohenwestedt sein Leben: Er hat von der bevorstehenden Deportation der schleswig-holsteinischen Juden gehört, und er ist nach der nationalsozialistischen Definition "Jude", obwohl er sich 1921 taufen ließ. Erfolgreich führt der Arzt in Rendsburg eine kleine chirurgische Privatklinik, sozial schwächere Patienten behandelt er kostenlos. Seine Frau Cäcilie stammt einer einflussreichen protestantischen Bauernfamilie in Remmels. Das Ehepaar ist etabliert und genießt hohes Ansehen, Kontakte zur jüdischen Gemeinde unterhält man nicht. Bamberger vertritt deutschnationale Ansichten und sympathisiert über 1933 hinaus sogar mit der NSDAP.

Einige nationalsozialistische Freunde, besonders sein Jagd-Freund Wilhelm Hamkens, Rendsburgs NSDAP-Kreisleiter und seit 1933 Landrat, protegieren Bamberger am Beginn der NS-Zeit: Er verliert erst ein Jahr nach der gesetzlichen Regelung aus dem Mai 1934 als Jude seine kassenärztliche Zulassung. Obwohl sich Freunde nach Erlass der "Nürnberger Gesetze" 1935 zurückziehen, muss Bamberger beruflich noch kaum Einbußen hinnehmen; heimlich lassen sich selbst führende Nationalsozialisten von ihm behandeln. Doch im Sommer 1938 muss er seine Klinik einem "arischen" Arzt übergeben und die Wohnung räumen.

Das Ehepaar findet Unterschlupf auf dem Hof eines Vetters in Cäcilies Heimatdorf, wo Bamberger jedoch als Belastung empfunden wird. Demütigungen und Verfolgung zeigen Wirkungen: Er zieht sich immer mehr zurück, sie leidet an Migräne und schwerer Depression. Als Bamberger ab September 1941 den "Judenstern" tragen muss, verlässt er das Haus bei Helligkeit nicht mehr. Wenige gute Freunden besuchen ihn heimlich; auch der mittlerweile zum Regierungspräsidenten - und damit führenden Mitverantwortlichen für die Verfolgung der schleswig-holsteinischen Juden - avancierte Hamkens: Er kommt im Dunkeln und fährt seinen Wagen sofort in die Scheune. Als sich das Ehepaar Bamberger zur Emigration entschließt, ist es zu spät, Auswanderung nicht mehr möglich. Bamberger verzweifelt.

Heute ist das Jüdische Museum in der ehemaligen Rendsburger Synagoge nach ihm benannt.

Siehe auch:

Dr. med. Ernst Bamberger
Durchführungsverordnung

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