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Die Überfahrt © izrg

Die lange Überfahrt bedeutet für die Auswanderer oft schwere körperliche und psychische Strapazen. Die Schiffsreise über den Atlantik Richtung Amerika dauert beispielsweise bis Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Segelschiff zwischen vier und sechs Wochen. Doch bei starkem Sturm oder Flaute kann sich die Überfahrt um Wochen verzögern, teilweise reichen die knapp bemessenen Vorräte dann nicht mehr aus. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erlauben die eingesetzten Dampfschiffe eine schnelle Reise. Doch die Zeitersparnis bedeutet gleichzeitig einen höheren Preis für die Passage.

Wer wenig Geld hat, muss sich auf dem billigerem Zwischendeck drängen, wo viele Menschen auf engstem Raum untergebracht sind. Die hygienischen Bedingungen sind meist verheerend. Zahlreiche Ausreisende erkranken deshalb schon auf dem Schiff, nicht wenige sterben, bevor sie ihr Ziel erreicht haben. Schuld haben nicht zuletzt Auswanderungsagenturen und Schiffsredereien, die ihre Gewinne durch Überbuchung und schlechte Versorgung der Passagiere zu erhöhen versuchen. Das „Husumer Wochenblatt“ schildert beispielsweise im März 1847 unter Bezug auf das Wochenblatt der „New Yorker Deutschen Schnellpost“ eine Überfahrt von Europa in die USA:

"Der ‚Pontiac‘, welcher nach seinem Tonnengehalte (538T) gesetzlich nur 215 Passagiere hätte aufnehmen sollen, hatte deren eine weit größere, auf 234 geschätzte Anzahl. Daß es an Wasser gefehlt, wagt selbst der Capitain nicht zu leugnen. Für den Proviant der 66 deutschen Passagiere aus Großzimmern hatte der preußische Consul in London, wie es scheint, hinreichend gesorgt; der Capitain soll aber die den Auswanderern zugehörigen Fässer größtentheils verheimlicht und der Herausgabe ihres Eigenthums sich gewaltsam widersetzt haben. Der schauderhafte Schmutz, in welchem die Passagiere, während einer 65tägigen Überfahrt, in Folge systematischer Barbarei verweilen mußten, entwickelte eine pestartige Athmospäre in dem Zwischendeck, erzeugte Scorbut und andere verderbliche Krankheiten und diese machen es erklärlich, daß die Inwohner des Pontiac bei ihrer Ankunft hier ein Bild darboten, so fürchterlich, daß es außer dem Bereiche der Schilderung liegt, daß abgehärtete Ärzte von demselben zurückbebten, als sie diese abgezehrten, abgehärmten, von Hunger und Mißhandlung beinahe aufgeriebenen Jammergestalten zu Gesicht bekamen.

So allgemein war dieser Zustand, daß von den sämtlichen deutschen Familien nicht eine ist, die nach der Ankunft vollständig beisammen bleiben konnte. Von den 66 deutschen Passagieren wurden gegen 30 sogleich nach dem Staten-Island-Hospital gebracht, 36 später nach Bellevue, wovon 15 nach dem dortigen Hospitale. Auf der Reise starben nach früheren Angaben 5 Deutsche, 2 andere sind vor zwei Tagen im Hospital erlegen, 5 andere sind so gut wie aufgegeben, einer wahnsinnig! Die Gesamtzahl der auf der Überfahrt Gestorbenen soll sich nach dem Capitain auf 15 (oder 18), nach Angaben der Passagiere auf 26, nach dem Berichte des (wie wir glauben) alleinigen Cajütenpassagiers, Herrn Deville, in den hiesigen französischen Blättern, auf 40 belaufen. Die Nachricht von diesen Greueln rief unter den Deutsch Newyorks die gerechteste Entrüstung hervor..."

Siehe auch:

Werbung für Schiffspassagen
Abschied
Zwischendeck

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