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Ludwig Nissen © izrg

Im August 1872, im Alter von 16 Jahren, verlässt Ludwig Nissen seine Heimat Schleswig-Holstein, um mit dem Dampfer „Westphalia“ von Hamburg aus nach New York zu emigrieren. Am 11. September 1872 geht der junge Nissen, der englischen Sprache nicht mächtig, in New York von Bord. Der 1855 als sechstes von neun Kindern eines Reepschlägers geborene Nissen hat in Husum die Volksschule besucht und am Amtsgericht im Husumer Schloss als Schreiber gearbeitet, wo zu dieser Zeit Theodor Storm als Jurist tätig ist.

Für den Nordfriesen Nissen ist New York eine völlig fremde Welt; auch wenn sein bereits 1869 ausgewanderter Bruder Fritz Nissen (geboren 1847) schon hier lebt und ihm den Start erleichtert. Erstes Geld verdient Ludwig Nissen mit Gelegenheitsarbeiten, wie Stiefelputzen in einem Friseurladen, Geschirrwäscher in einem Restaurant, Kellnern, Kassieren; schließlich ist er als Schlachter und Gastwirt tätig. Mehrfach gilt es Rückschläge einzustecken, etwa wenn ihn Geschäftspartner betrügen, gleichwohl stellen sich auch erste Erfolge ein. Zeitgenossen beschreiben ihn als verlässlichen, zielstrebigen und fleißigen Mann.

1881, ein knappes Jahrzehnt nach seiner Ankunft in der Neuen Welt, eröffnet Ludwig Nissen gemeinsam mit dem aus Hamburg stammenden Fred Schilling, einem Diamantenschleifer und -setzer, die Juwelenhandlung „Schilling und Nissen“. Das Geschäft entwickelt sich erfolgreich, so dass bereits 1884 die Anteile am Geschäft neu aufgeteilt werden und nun unter dem Namen „Ludwig Nissen and Company“ läuft. Bald gehört Nissen das Geschäft alleine, doch er macht alle Angestellten zu Partnern. Schließlich verlegt er sein Juwelengeschäft in die 5th Avenue, die Hauptgeschäftsstraße von Brooklyn, es folgt der geschäftliche Durchbruch: Nissen macht sich einen Namen als Diamantenkenner und wird zum führenden Juwelenhändler und -importeur. Bereits ab 1891 ist er Schatzmeister und wenige Jahre später, ab 1895, Präsident der Vereinigung der New Yorker Juwelierhändler. Außerdem wird er 1900 zum Schatzmeister der New Yorker Staatskommission für die Weltausstellung in Paris ernannt.

Ludwig Nissen übernimmt im Lauf der Zeit viele öffentliche Posten und Ämter, beispielsweise ist er in zahlreichen Aufsichts- und Verwaltungsgremien bei verschiedenen Banken und Versicherungsgesellschaften vertreten. Obwohl die amerikanischen Präsidenten Roosevelt, Taft und Coolidge mit Nissen in Kontakt treten, bleibt er der Politik fern.

Der Schleswig-Holsteiner Ludwig Nissen, seit 1882 mit der gebürtigen New Yorkerin Katharine Quick (1862-1930) in kinderloser Ehe verheiratet, wird durch und durch Amerikaner. Doch seine alte Heimat hat weiterhin Bedeutung, 1914 kehrt er zum ersten Mal zurück. Im Ersten Weltkrieg ergreift er für Deutschland Partei, als man Deutschland – aus guten Gründen – die Schuld für den Ausbruch des Krieges gab. In der Nachkriegszeit spendet er Geld für die Kriegswaisen und -witwen in Deutschland.

1921 kehrt Nissen nochmals nach Husum zurück, wo er seinen letzten Wunsch verkündet: Von seinem Erbe solle in seiner Geburtstadt Husum ein Gebäude gebaut werden, in dem Museum, Volkshaus, Bibliothek und Kunstgalerie untergebracht sind; den Grundstock der Galerie sollen die von ihm über Jahre gesammelten Kunstwerke bilden, die er in seinem Brooklyner Privathaus aufbewahrt. Dies schrieb er auch in seinem Testament nieder.

Am 26. Oktober 1924 stirbt Ludwig Nissen in seiner neuen Heimat Brooklyn. Als Erbin seines Vermögens von rund 2,5 Millionen Mark hat er die Stadt Husum eingesetzt, die davon das Ludwig-Nissen-Haus bauen soll. Seine Witwe Katharine Nissen stirbt sechs Jahre später; sie vermacht der Stadt Husum weitere 170.000 Dollar, womit Husum circa 3 Millionen Mark vom Ehepaar Nissen geerbt hat. Damit ist der Bau des Ludwig-Nissen-Hauses, der 1935/37 erfolgt, finanziell gesichert.

Siehe auch:

Die Brüder Nissen
Ludwig Nissen
Quellenlage

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