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Jane Voigt © izrg

Jane Voigt aus Flensburg ist nach eigener Aussage „eigentlich ganz unpolitisch“, niemals sei sie für das Frauenwahlrecht eingetreten. Doch als im November 1918 das Frauenwahlrecht eingeführt wird, habe sie dieses Recht allerdings als eine Verpflichtung angesehen. Voigt, die bis zu ihrer Heirat 1897 als Lehrerin tätig gewesen ist, muss sich bei der Wahl zur Nationalversammlung im Januar 1919 für eine Partei entscheiden. Gemäß alter Familientradition entscheidet sie sich für die „Deutsche Volkspartei“ (DVP). Am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1918 nimmt sie zum ersten Mal an einer politischen Veranstaltung teil. Sie folgt einer Einladung des örtlichen DVP-Vorsitzenden, Dr. Lohmann, und versammelt sich mit anderen Flensburger Frauen im Bahnhofshotel: Der Beginn ihres politischen Interesses und ihrer politischen Karriere.

Jane Voigt will die Rede des Vorsitzenden auf dieser Versammlung nicht unkommentiert im Raum stehen lassen; im Anschluss wendet sie sich an die versammelten Frauen. Zum ersten Mal in ihrem Leben spricht sie auf einer politischen Versammlung. In ihren Erinnerungen schreibt sie, dass sie die Bereitschaft der Frauen zur politischen Mitarbeit betont hat, denn auch Frauen sollten Verantwortung für die junge Republik übernehmen. Ihre Rede macht Eindruck, denn nur einen Tag später spricht Dr. Lohmann sie schon auf eine Mitarbeit an. Während sie zunächst nur an Plakate malen, Aufrufe verteilen, oder einfache Bürotätigkeiten denkt, hat der Parteivorsitzende ganz andere Pläne mit Jane Voigt. Er will die 43-Jährige sofort als Rednerin einsetzen.

Jane Voigt steht jetzt mitten auf der politischen Bühne. Fortan redet sie auf politischen Versammlungen in ganz Schleswig-Holstein und kandidiert schließlich – zunächst gegen ihre eigene Überzeugung - sogar für den Ersten Preußischen Provinziallandtag, obwohl sie sich der Aufgabe einer Abgeordneten noch nicht voll gewachsen fühlt. Sie wird nicht gewählt, steigt aber in der Partei weiter auf: Die Mitglieder wählen sie in den Vorstand der Flensburger DVP. Als händeringend Frauen als Kandidatinnen für die Wahl zum Preußischen Landtag am 20. Februar 1921 gesucht werden, lässt sie sich für eine Kandidatur gewinnen: In ihren Erinnerungen erklärt sie ihre Kandidatur folgendermaßen: „… weil die Frauen mitwählen sollten, das Wahlrecht gekriegt hatten, also musste man nun Frauen haben.“

Die Wahl in den Preußischen Landtag klappt auf Anhieb. Sie sollte die DVP von 1921 bis 1932 im Landtag vertreten. Zwischen 1924 und 1926 ist sie auch Abgeordnete im Flensburger Magistrat. Als einen entscheidenden Grund für ihre Parteikarriere nennt sie selbst ihr Engagement im Flensburger Abstimmungskampf der Jahre 1918 bis 1920, als es um die nationale Zugehörigkeit Flensburgs zu Deutschland oder Dänemark geht. Gemeinsam mit anderen Flensburgerinnen macht sich Jane Voigt im „Frauenbund“ für die deutsche Seite stark. Während im Grenzland die Emotionen hochkochen, will sie die Frauen aufklären und lehnt die „aggressive hässliche Form des Kampfes“ ab. Im „Deutschen Ausschuss“, der die Abstimmungsarbeit auf deutscher Seite leitet, wird man schnell auf die engagierte Frauengruppe aufmerksam und sichert sich ihre Dienste. Jane Voigt tritt wieder an das Rednerpult und spricht zu den Flensburger Frauen. Am 14. März 1920 stimmen die Flensburger schließlich mehrheitlich für den Verbleib der Stadt bei Deutschland. Zur Abstimmung sind über 8.000 auswärtige deutsche Stimmberechtigte extra angereist. Ohne die große organisatorische Unterstützung durch den „Frauenbund“ wäre ihre Teilnahme an der Abstimmung kaum möglich gewesen. Viele Deutschgesinnte betrachten die Entscheidung Flensburgs für Deutschland somit auch als einen Verdienst Jane Voigts.

Jane Voigt muss als weibliche Abgeordnete manchmal gegen Ressentiments ankämpfen, die die Rolle der Frau zuhause und nicht in der Politik sehen. Ihre politische Karriere hat Signalwirkung auf andere Frauen; sie zeigt aber gleichzeitig, dass trotz einer grundsätzlichen staatsbürgerlichen Gleichberechtigung die Frauen in der „Weimarer Republik“ noch weit von einer tatsächlichen Gleichstellung entfernt sind.

Siehe auch:

Jane Voigt in den 1920er Jahren
Jane Voigt

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