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Proteste an den Schulen © izrg

Auch an einigen Schulen Schleswig-Holsteins kommt es ab 1968 zu Protesten. Treibende Kraft ist das "Aktionskomitee Unabhängiger Sozialistischer Schüler" (AUSS). Zentrales Anliegen ist die Demokratisierung der Schulen, die Mitbestimmung bei allen die Schule betreffenden Fragen wie etwa der Notengebung und die Forderung nach Öffentlichkeit aller Sitzungen und Diskussionen. Die Schule, die Lehrerschaft und das Leistungsprinzip kritisiert das AUSS als unmenschlich und unterdrückend. Das Komitee fordert auch die Abschaffung des Klassenlehrers, weil dieser zuviel Autorität entwickele. "Der Klassenkampf findet in den Klassen statt", ist eine Parole der Aktionsgemeinschaft.

Die Auflehnung gegen die Schule geschieht auf sehr unterschiedliche Art. Ein Schüler der Flensburger Goethe-Schule beispielsweise erscheint mehrmals mit einem großen breitkrempigen Sombrero im Unterricht, um so die Autorität des Lehrers herauszufordern. Neben diesen kreativen und individuellen Formen des Protestes organisiert die Schülerschaft unter Federführung der AUSS aber auch gemeinschaftliche Demonstrationen, "Sit ins", Diskussionen oder Flugblattaktionen. Die Lehrer stehen ihren rebellischen Schülern oft hilflos gegenüber.

Im Rahmen einer Flugblattaktion des AUSS an der "Kieler Gelehrtenschule" kommt es 1968 zum Eklat. Bereits seit Januar verteilen einige Schüler immer wieder Flugblätter. Sie stellen die Autorität des Schulleiters und die Schulordnung in Frage und verhöhnen die Feier zur Abiturientenentlassung als "Abschlussshow der autoritätsfixierten Wurzelzwerge". Das Verhalten eines als besonders autoritär kritisierten Lehrers, der sogar ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt, ist schließlich Anlass für die Eskalation des Konfliktes zwischen Schulleitung und AUSS. Weil der Schulleiter sich hinter den kritisierten Kollegen stellt, wird er zur direkten Zielscheibe des Protestes. Am 30. September verteilen einige Schüler in der Schule und auch an Passanten vor dem Schulgebäude Flugblätter, in denen der Schulleiter der Lüge bezichtigt und persönlich diffamiert wird. Mit der Situation überfordert, alarmiert dieser die Kriminalpolizei. Diese rückt an, beschlagnahmt die Flugblätter an Ort und Stelle, nimmt die Personalien der verantwortlichen Schüler auf und stellt die Ordnung wieder her. Die beiden hauptverantwortlichen Schüler werden zwei Tage später der Schule verwiesen. Aus Protest gegen den Schulverweis und das Verhalten des Schulleiters veranstaltet die AUSS ein "Sit in" vor der Schule und ruft zu einem Hungerstreik [mehr] auf.

Die Ereignisse an der Kieler Gelehrtenschule sind ein extremes Beispiel für die Hilflosigkeit mancher Lehrer angesichts des Protestes. Doch nicht immer und an allen Schulen nimmt die Konfrontation solche Formen an. In der Regel finden Lehrer und Schüler zu einem Dialog zusammen.

Siehe auch:

Flugschrift
Abiturientenentlassungsfeier
Hungerstreik
Hungerstreik

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