v i m u . i n f o
Dansk version

Kampf gegen den Faschismus © izrg

Die Septemberwahlen im Jahre 1930 sind für die Nationalsozialisten ein einschneidender Wendepunkt, da der Stimmenanteil der NSDAP reichsweit von 3,6 % auf 18,3 % ansteigt. Außerdem verlagert sich der politische Kampf durch die Ausschreitungen der faschistischen Verbände zunehmend auf die Straße. Die Nationalsozialisten werden zum Hauptthema. Erst jetzt reagieren die Karikaturisten, unter ihnen Herbert Marxen. Vorher haben sie Hitler nicht ernst genommen.

Zwar erscheinen auch schon vor den Wahlen im September 1930 Karikaturen gegen die Nationalsozialisten bei der "Jugend", sie beschränken sich aber zunächst nur auf den "nordischen" Rassenwahn. Nun schaffen die Karikaturisten um Marxen zahlreiche ironische Zeichnungen gegen Hitler und seine Getreuen: Goebbels auf einer öffentlichen Herrentoilette ("Dr. Goebbels in Nöten"), Hitlers im "Hochverratsprozess" vor dem Reichsgericht in Leipzig. Marxen widmet sich auch der wachsenden Verfolgung von Juden. In einer Karikatur mit dem Motto "Reflexion in Oberammergau" spricht ein Besucher der Passionsspiele einen anderen mit folgenden Worten an: "Wissen Se, det eene wundert mich, daß die Nationalsozialisten so’n jüdisches Drama nich’ einfach auspfeifen."

Doch der Kampf gegen den Faschismus währt nicht lange. Nach einem halben Jahr, noch in der ersten Hälfte des Jahres 1931, hören die Attacken der "Jugend" ebenso plötzlich auf, wie sie begonnen hatten. Begründet ist dieses Ende durch wirtschaftliche und redaktionelle Schwierigkeiten: Die Folgen der Weltwirtschaftskrise sind zu spüren, außerdem scheuen sich immer mehr Firmen, in einem Blatt Anzeigen zu schalten, das eine Partei wie die NSDAP, die wachsenden Zulauf genießt, unablässig und heftig angreift.

Kurz vor dem endgültigen Aus für die "Jugend" bekommt Marxen von der Redaktion den Auftrag für die Karikatur "Kinderhakenkreuzung": "Hier noch schnell unsere Idee für unser nächstes Marxen-Blatt: 'Kinder - Haken - Kreuzung’ ist die Überschrift, die Unterschrift: 'An ihren Früchtchen sollt ihr sie erkennen!’ Sie zeigen also auf dem Blatt kleine und kleinste Kinder, wie sie, vom Säugling und krummbeinigen Einjährigen an bis etwa zum 6jährigen, mit ekstatischen Blicken in aufgelöster Marschordnung, kleine und größere bunt durcheinandergemengt, hinter einem großen Hakenkreuz, das (auch von einem Kleinen) vorangetragen wird wie einst das Kreuz, hergehen. Alle sind sie aber in Uniform. Denn die N.S.D.A.P. hat jetzt wirklich eine nationalsozialistische Kindergruppe nach dem Vorbild der italienischen 'Balilla’ geschaffen! Hoffentlich sagt Ihnen die Idee, die von Prof. Heubner eigens für Sie erdacht wurde, zu und hoffentlich können Sie wieder eines Ihrer schönen Werke daraus machen."

Der sich anschließende Wandel der "Jugend" zum unkritischen Heft zeigt sich darin, dass ein Porträt von Hitler die Titelseite ziert: jedoch nicht mehr als Karikatur, sondern als idealisiertes Bildnis mit männlich-edlen Zügen und verklärtem Blick.

Siehe auch:

Karikaturen H. Marxens aus der Zeitschrift "Jugend", Anfang der 1930er Jahre

Um diese Inhalte anzusehen, wird der Flashplayer 9 benötigt. Zum Download
case storyFallbeispiele
photosAbbildungen
metainfoKommentar der Autoren
multimediaMultimedia
imageBiografien
bibliographyLiteratur