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Musterbeispiel der 'Heimatschutzarchitektur': Die 'Auguste-Viktoria-Schule' in Flensburg © izrg

Der Neubau der 1886 gegründeten öffentlichen höheren Mädchenschule soll nach den Vorstellungen des Flensburger Stadtbauinspektors Paul Ziegler ein Musterbeispiel für das neue Bauen im Stile des "Heimatschutzes" werden. Ziegler hat sich schon mit dem Entwurf des Burghofes, dem ersten Gebäudekomplex in Flensburg, der nach der "Heimatschutzarchitektur" gebaut ist, einen Namen gemacht. Der Stil setzt sich ganz klar von der Bauart der Gründerzeit ab, den die "Heimatschutz-Architekten" als "Baugreuel" empfinden. Ziegler entwirft die Pläne für die Schule selbst. Das Gebäude wird gerade rechtzeitig zur großen Bauausstellung mit über 4.000 Entwürfen und Plänen, die der Flensburger Museumsdirektor Dr. Ernst Sauermann im Juni/Juli 1912 organisiert, fertig gestellt; sie soll die Gedanken des "Heimatschutzes" einem großen Publikum bekannt machen. Nun kann jedermann das Schulgebäude besichtigen und sich ein eigenes Bild von dem neuen Baustil machen. Es schmückt sogar als Motiv die Vignette der Bauausstellung und die Eröffnungsrede Sauermanns zur Ausstellung stellt den Schulneubau ebenfalls in den Mittelpunkt. Er bemerkt, "dass die baukünstlerische Tat, welche im neuen städtischen Oberlyzeum sich als erste dokumentiert, welche auch in der Urheberschaft der städtischen Verwaltung ihre Entstehung verdankt, und welche in der Straffheit des Baukörpers, in der vorzüglichen räumlichen Lösung, durchströmt ist von einem unserer alten Architektur wesensverwandten neuen Geist, dass diese Tat für unsere Vaterstadt ein Programm darstellt, ein Programm, das einen Wetteifer in unserer Bürgerschaft auslösen möge, dass jedes neue Haus eine Verschönerung des Stadtbildes werden möge. Es ist an der Zeit."

Die "Auguste-Viktoria-Schule", wie die höhere Mädchenschule nun heißt, erfüllt nahezu alle Kriterien des Heimatschutzstils: Die Hauptfront der Schule besteht aus einem unsymmetrischen, zweigeschossigen Baukörper mit hohem Walmdach. Auf diesem thront ein kupferverkleideter Turm, der in der Silhouette der Stadt einen markanten Hochpunkt bildet. Das Gebäude ist aus rotem Backstein gebaut, mit dem man interessante und vielseitige Variationen außen am Gebäude geschaffen hat; dennoch sind Schmuckformen und Verzierungen äußerst sparsam eingesetzt. Der Bau besticht aus jeder Perspektive mit seiner Ästhetik. Bestimmte, charakteristische Formen wiederholen sich innen und außen am Gebäude. Die Fenster und die Ornamente orientieren sich an regionaltypischen mittelalterlichen Kunstformen. Der Architekt fühlt sich der regionalen Tradition verpflichtet. Entsprechend ihrer Bestimmung als Mädchenschule sind in den Fensterscheiben in der Aula einige Frauenfiguren abgebildet, die die Künste und Wissenschaften symbolisieren.

Bis in die Gegenwart hat sich am Äußeren der Schule nicht viel verändert. Die "Auguste-Viktoria" mit ihrem Turm prägt immer noch das Stadtbild der westlichen Höhe. Zwar ist die Schule 1974 mit der Nachbarschule zusammengewachsen, aber das ursprüngliche Erscheinungsbild ist weitgehend erhalten.

Siehe auch:

Mädchenbildung an der "Auguste-Viktoria"
Die 'Auguste-Viktoria-Schule'
Risszeichnung aus der Bauakte

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