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Travemünde © izrg

Es bedarf mehrerer Anläufe privater Geschäftsleute bevor Lübecks selbsternannte "schönste Tochter" Travemünde zum ersten schleswig-holsteinischen Seebad werden kann. Bis 1802 haben die Behörden verschiedenen Versuchen, Badekarren aufzustellen und ein Badehaus zu errichten, die Genehmigung versagt. Erst ein zehnköpfiges Lübecker Gründungskonsortium "Direktion der Seebadeanstalt bey Travemünde" etabliert einen Badebetrieb mit Badekarren, Speise- und Warmbadehaus. Bereits in der ersten Saison erscheinen 300 Gäste. Zu diesen gesellt sich in den folgenden Jahren die gesellschaftliche Elite nicht nur Lübecks. Bei adliger Prominenz und gekrönten Häuptern erfreut sich Travemünde zunehmender Beliebtheit, nicht zuletzt wegen des 1824 eröffneten Casinos, das auch Gäste aus dem russischen Zarenreich anlockt, wie beispielsweise Literaten wie Iwan S. Turgenjew, Nikolaj W. Gogol und Fjodor M. Dostojewski. Sie profitieren davon, dass Dampfschiffe aus St. Petersburg nunmehr Travemünde ansteuern, zumal die Anreise auf dem Landweg nach Travemünde selbst für Hamburger äußerst beschwerlich ist.

Wesentliche Besserung schafft erst die 1872 fertig gestellte Eisenbahnlinie von Lübeck. Das gleiche Jahr bringt aber auch zwei herbe Rückschläge für das modernste und eleganteste, also mondänste der schleswig-holsteinischen Seebäder: Wie in den anderen Seebädern der Ostsee richtet auch hier die Jahrhundert-Sturmflut vom 12./13. November schwerste Schäden an. Wesentlich härter allerdings trifft die Wirtschaft des Badeorts das Glücksspielverbot, wodurch Travemünde schlagartig an Attraktivität verliert und entscheidende Wettbewerbsvorteile gegenüber den jüngeren Seebädern an der Ostseeküste einzubüßen droht.

Das drohende Herabsinken zu einer "einfachen Sommerfrische" für gewöhnliche Städter kann erst nach 1889 die Einrichtung einer Segelregatta abwenden. Wenige Jahre nach der "Kieler Woche" lockt die "Travemünder Woche" nicht nur Badegäste, sondern auch Hohenzollern-Prominenz an. Die Teilnahme Kaiser Wilhelm II. an den Segelwettbewerben garantiert internationale Aufmerksamkeit und steigende Gästezahlen. Zu letzteren gehört auch die Familie von Thomas Mann, der Travemünde in seinem Roman "Die Buddenbrooks" ein literarisches Denkmal setzt und gleichzeitig eine persönliche Liebeserklärung niederlegt.

Siehe auch:

Travemünde in den 1820er Jahren
Thomas Mann: "Buddenbrooks"
Thomas Mann und Travemünde
Travemünde um 1870
Sommerfrische
Travemünde: Ein Seebad im Wandel 1802-1973
Schleswig-Holsteins erstes Seebad
Anreise mit Pferdefuhrwerken
Drehort der "Buddenbrooks", Möwenstein, Travemünde
Sturmflut 1872

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