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Gotteskoog © izrg

Die Landschaft Noldes existiert nicht mehr. Nur der Himmel ist am manchen Tagen noch so wie auf seinen Bildern. Wer heutzutage die ehemalige Wirkstätte Noldes besuchen möchte, braucht weder ein Boot noch Gummistiefel, um trockenen Fußes die Warft Seebüll zu erreichen. Längst sind die Fischer, Bootsbauer, Reetschneider und Binsenflechter verschwunden. Wo sich einst ausgedehnte Wasserflächen befanden, grasen heute Kühe. Alte Fotos zeigen die ursprüngliche Landschaft des Gotteskoogs, als die Kinder mit dem Boot zur Schule fahren mussten.

Das Leben der Bewohner gestaltet sich von Anfang an schwierig und ist über 300 Jahre vom Kampf gegen das (Süß)Wasser geprägt. Die Lage des Kooges mit der westlich vorgelagerten Marschinsel Wiedingharde führt dazu, dass eine Sedimentablagerung, wie sie der Neulandgewinnung im Regelfall vorangeht, nicht möglich ist. Nach Fertigstellung des Außendeiches im Jahr 1566 liegt ein Teil des Kooges bis zu 2 m unter dem Meeresspiegel. Der Gotteskoog ist somit von zwei Seiten bedroht. Einerseits besteht bei Sturmflut die Gefahr von Deichbrüchen entlang der Nordseeküste, andererseits sammelt sich in den Senken des Kooges das Oberflächenwasser aus der Wiedingharde und der Geest und bildet große Seenflächen. In den regenreichen Monaten vom Herbst bis ins Frühjahr stehen große Teile des Kooges unter Wasser.

Erst nach 1928 gelingt es durch den Bau der Schöpfwerke Hemenswarft und Verlath einen Teil des Kooges nachhaltig zu entwässern. Der Einbau stärkerer Dieselpumpen in der Nachkriegszeit ermöglicht eine weitgehende Entwässerung des Kooges bis auf 2,50 m unter NN. Die Trockenlegung des Gotteskooges ist Teil des „Programms Nord“. Durch die Entwässerung bleiben die jahreszeitlichen Überschwemmungen aus und die ständige Wasserfläche verringert sich von 822 ha im Jahr 1926 auf 344 ha 1955. Die Bewohner können die trockengelegten Flächen jetzt intensiv landwirtschaftlich nutzen, ein Teil der ehemaligen Seenflächen ist aufgeforstet, während ein kleiner Teil des Koogs – mit moorigem Untergrund – weiterhin als Seenfläche verbleibt. Der Eingriff des Menschen verändert die Landschaft des Koogs grundlegend, mit dem Wasser verschwindet jedoch auch die ursprüngliche Flora und Fauna. Emil Nolde schreibt dazu: „Der Zukunft bleiben wohl nur noch kleine dunkle Wasserlöcher, gleich Gottestränen, geweint um eine in Alltäglichkeit verwandelte Urschönheit.“

In den 1980er Jahren setzt in Zeiten der landwirtschaftlichen Überproduktion und angesichts des drohenden Verlusts der letzten noch intakten Feuchtgebiete ein ökologischer Sinneswandel ein. So entsteht die Idee, einem Teil des Kooges seine ursprüngliche Gestalt zurückzugeben. Die Planungen müssen landwirtschaftliche und ökologische Interessen berücksichtigen. Oberdeichgraf Heinsen fasst den Zielkonflikt zusammen: „Das für Flora und Fauna wichtigste Element ‚Wasser‘ konkurriert mit den Zielen einer modernen Landwirtschaft.“

Zwischen 1982 und 1985 fördern die Europäische Gemeinschaft (EG) und das Land Schleswig-Holstein die Renaturierung des Gotteskoogsees auf einer Fläche von 275 ha mit fast 4 Mio. DM. Ein Teil des Koogs wird der landwirtschaftlichen Entwässerung entzogen. Weitere Renaturierungsmaßnahmen folgen. Über ein kompliziertes System aus Kanälen regelt der Mensch fortan je nach den natürlichen Anforderungen den Wasserstand im Koog.

Der Gotteskoog steht beispielhaft für die ständige Auseinandersetzung der Küstenbewohner mit den Herausforderungen des Wassers, er ist genauso wie das Wattenmeer sowohl Natur- als auch Kulturlandschaft. Seine Geschichte war immer durch das Wechselspiel menschlicher und natürlicher Einflüsse geprägt und erst in den letzten 60 Jahren hat sich das Gleichgewicht zu Ungunsten der Natur verschoben. Ein Teil des Kooges dient heute wieder als Feuchtgebiet und Lebensraum für seltene Vogelarten.

Siehe auch:

Folgen der Entwässerung
Amphibies Land
"Land unter"
Mit dem Boot zur Schule

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