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NS-Volksgemeinschaft © izrg

Die NS-Bewegung verbreitet eine eigene Vorstellung des Zusammenlebens: die national und rassisch begründete deutsche "Volksgemeinschaft"

Die NS-Bewegung verbreitete eine eigene Vorstellung des Zusammenlebens der Deutschen: eine mit Gefühlen und Erwartungen aufgeladene "Gemeinschaft", die national und rassisch begründete deutsche "Volksgemeinschaft". Allen, die rassisch, gesundheitlich, sozial und politisch-weltanschaulich der NS-Norm entsprachen - also der großen Mehrheit der deutschen Bevölkerung - verhieß der NS-Staat eine hoch integrierte Gemeinschaft ohne soziale, politische oder kulturelle Konflikte. Doch die "irrwitzige Logik" der NS-Volksgemeinschaft beinhaltete zweierlei: gleiche, "reine" und harmonische Integration für die einen, gewalttätige bis mörderische Ausgrenzung der anderen, nämlich der "Volks- und Reichsfeinde" sowie der "Gemeinschaftsfremden". Ein derart geschlossenes Volk würde auch mit äußeren "Feinden" - anderen Völkern - erfolgreich den "Lebenskampf" zu führen wissen; damit führte auch die Idee der "Volksgemeinschaft" in den Krieg.

Nach den gesellschaftlichen Zerklüftungen der vergangenen Jahrzehnte entfaltete das Projekt einer "Volksgemeinschaft" eine große Faszination. Das inszenierte Zusammenrücken löste bei Vielen intensive Gefühle aus: propagandistische Selbstinszenierung, der reale wirtschaftliche Wiederaufstieg mit Vollbeschäftigung (auf der Basis ruinöser Rüstungspolitik) und Autobahnbau, monopolisierte Sammelaktionen der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" und des "Winterhilfswerks". Mit dem Sog des Zusammenrückens ging die doppelte Zustimmung der großen Bevölkerungsmehrheit einher, die auch das Vorgehen gegen seine "Feinde" umfasste. Der Aufbruch der "Volksgemeinschaft", die Erfahrung eines deutschen Wiederaufstiegs sowie persönlich empfundene Loyalitäten zum charismatischen "Führer" Adolf Hitler erzeugten ein Klima berauschter Begeisterung, während Widerstand eine Sache weniger Akteure war.

Die Parteistatistik der NSDAP für das Jahr 1935 spiegelt die erfolgreiche nationalsozialistische Durchdringung der schleswig-holsteinischen Gesellschaft: 1935 gab es knapp 88.000 männliche und 4.700 weibliche NSDAP-Mitglieder, jeder 18. Einwohner der Provinz war damit "PG"; eine derart hohe Organisationsdichte wurde nirgends sonst im nationalsozialistischen Deutschland erreicht. Das Missverhältnis der Geschlechter entsprach dem NS-Frauenbild.

Die "Gleichschaltung" aller Institutionen läutete die neue NS-Volksgemeinschaft ein: Mit der Monopolisierung von Herrschaft ging 1933 auch die gesellschaftliche Uniformierung einher. Sie betraf alle öffentlichen Einrichtungen, Verbände und Berufsvereinigungen, Vereine sowie Genossenschaften. In aller Regel handelte es sich um vorauseilende Selbstgleichschaltung. Auch die Kirchen passten sich zunächst an. Ausgenommen von der "Gleichschaltung", aber trotzdem unter Kontrolle und in der Bewegung eingeschränkt, war die Dänische Minderheit.

Die Trägerschichten des Aufstiegs der NS-Bewegung, die Landwirtschaft und der kleinbürgerlich-mittelständischen Handel und das Handwerk schienen auch vom "deutschen Aufbruch" zu profitieren. Zu den unmittelbaren Profiteuren der NS-Herrschaft gehörten jene Mittelstandsangehörigen, denen durch die Verdrängung "jüdischer" und republikanischer Akteure ungeahnte berufliche und gesellschaftliche Chancen erwuchsen, weil Konkurrenten "verschwanden" oder Geschäfte und Firmen im Zuge der "Arisierung" zu Spottpreisen übernommen werden konnten. Auch viele Beamte in Justiz, Wissenschaft, Bildung und Verwaltung nahmen die Aufstiegsplätze Entlassener ein. Ab 1935 bot der Aufbau der "Wehrmacht" zahlreiche Soldaten- und Offizierskarrieren, in Schleswig-Holstein insbesondere im Bereich der Reichsmarine. Schließlich verteilte die NS-Bewegung selbst in Parteiapparaten, in staatlichen Institutionen sowie in gesellschaftlichen Einrichtungen (Karriere-)Positionen. Sie schuf eine neue politische Elite und vergab Rollen und Arbeitsplätze: vom besoldeten NSDAP-Mitarbeiter, Partei- und HJ-Funktionär oder SA-Offizier über Amtsvorsteher, Bürgermeister, Kreisdirektoren oder Landräte zu Verbandsvertretern, DAF-Repräsentanten und Bauernführern.

Aller Dynamik des Mitmachens zum Trotz gab es gesellschaftliche Gruppen, die sich nicht völlig problemlos in die NS-Volksgemeinschaft integrierten. Erhebliche Probleme traten ausgerechnet mit Repräsentanten des ehemaligen "Koalitionspartner" DNVP ein, die den nötigen "Respekt" vermissen ließen.

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NS-Herrschaft
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