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Kunst im NS © izrg

NS-Kulturpolitik fördert realistisch-heroische Kunst und verfemt unter anderem expressionistische Kunst als "entartet".

Künstler und Kulturschaffende sahen sich am Anfang der NS-Zeit rivalisierenden Institutionen und Ansichten gegenüber. "Reichspropagandaminister" Joseph Goebbels konkurrierte mit dem NSDAP-Chefideologen Alfred Rosenberg; auch Führer der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) Robert Ley mischte mit. Im September 1933 schuf Goebbels in seinem Ministerium die "Reichskulturkammer" mit ihm selbst als Präsidenten. Im Unterschied zu Rosenberg schätzte Goebbels die Kunst der Moderne zum Teil, insbesondere zwei norddeutsche "Expressionisten", den Bildhauer und Autor Ernst Barlach sowie den Kunstmaler Emil Nolde. Auch in Kiel stellte man 1933 die "Modernen" noch aus.

Hitler persönlich entschied schließlich den "Expressionismusstreit". Auf den Reichsparteitagen 1933 und 1934 äußerte er sich im Konflikt Rosenberg-Goebbels noch nicht eindeutig, am 11. September 1935 aber rechnete er endgültig mit der Kunst der Moderne ab. Goebbels schwenkte um, verfolgte nun eifrig moderne Kunst, die fortan als "entartet" verfemt wurde. Höhepunkt der gewendeten Kunstpolitik war die am 19. Juli 1937 in München eröffnete Wanderausstellung "Entartete Kunst", die als Kontrastprogramm zur zeitgleich in München gezeigten "Großen Deutschen Kunstausstellung" angelegt war; auch beschlagnahmte Werke aus der "Kunsthalle" in Kiel und dem "Behnhaus" in Lübeck waren darunter, auch Arbeiten von Barlach und Nolde sowie Werke des "Kieler Expressionisten" Friedrich Peter Drömmer. In Lübeck gelang es dem ehemaligen, 1933 aus dem Amt gejagten Museumsdirektor Karl Georg Heise, drei für die Fassade der "Katharinenkirche" bestimmte Klinkerfiguren zu retten, darunter den "Blinden Bettler". Allein das Behnhaus in Lübeck verlor aber insgesamt bei beiden Aktionen 23 Gemälde, sechs Plastiken sowie 245 Drucke und Zeichnungen.

NS-Kulturpolitik forderte und förderte "natürliche Schönheit" und "Reinheit", etwa realistisch-heroische Kunst, die sich "Heimat und Scholle", der Arbeit der "nordischen Menschen" verbunden fühlte. Die im 19. Jahrhundert entwickelte, von der Moderne kaum beeinflusste schleswig-holsteinische Heimatkunst blieb unbehelligt: Landschafts- und Küstenmalerei, traditionelle Techniken waren erwünscht. Manche Künstler passten sich erfolgreich an, wie Heinrich Eduard Linde-Walther oder Wilhelm Petersen.Die Anpassungsmuster der Kulturschaffenden wiesen eine erhebliche Bandbreite auf: von der willigen, manchmal gar denunziatorischen Unterwerfung über "notwendige" Anpassungsleistungen bis hin zur "inneren Emigration". Indes, wie am Beispiel Noldes zu beobachten, war nicht jeder Verfemte auch ein NS-Gegner. Eine mehrdeutige Biografie wies auch der Grafiker A. Paul Weber[ mehr] auf.

Auf dem Feld der Literatur feierten völkische Repräsentanten der "Heimatkunstbewegung" (neue) Erfolge. Andere Autoren passten sich dem "Zeitgeist" an, produzierten gefällig-triviale "Gebrauchsliteratur" für Feuilleton, Buchmarkt, Bühne und Film. Auch hier zeigte sich die Realität vielgestaltig, aber bleibende literarische Werke wurden nicht verfasst. "Undeutsches Schrifttum" von kritischen, jüdischen, politisch oppositionellen Autoren wurde auch in Schleswig-Holstein verbrannt. Die Bühnen wurden der "Gleichschaltung" unterworfen und personell "gesäubert", es überwogen neben seichter, romantischer Unterhaltung heimatverbundene Komödien sowie Klassiker.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
NS-Herrschaft
Kunst und Kultur
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