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Dänischer Sonderfall © sdu

Im Vergleich zu anderen Ländern herrschen fast normale Zustände in Dänemark während des Krieges. Die meisten Waren sind jedoch rationiert und die Anwesenheit der deutschen Soldaten hat großen Einfluss auf den Alltag der Dänen.

Der Krieg änderte den Alltag für viele Dänen, aber nicht annähernd so sehr wie in anderen europäischen Ländern. Die meisten konnten ihr normales Leben fast schon am Tag nach der Besetzung weiterführen. Aber nur fast. Man musste in der Furcht vor dem leben, was in der Zukunft geschehen würde. Würde das Land in den Krieg hineingezogen werden und wie würde die Besatzungsmacht die Dänen behandeln? Diese Unsicherheit gab es während aller fünf Jahre des Krieges.

Die Verhältnisse im südlichen Teil Dänemarks entsprachen im Großen und Ganzen denen im Rest Dänemarks. Man hatte es aber wohl ein wenig besser als woanders, da besonders Jütland und in geringerem Maße Fünen typische Landgebiete waren. Dort gab es nur zwei größere Städte - Odense und Esbjerg - und es war nur ein kurzer Weg hin und zurück aufs Land. Es war einfach sich auf sein Rad zu setzen und zu den Bauern zu fahren. Gerade der enge Kontakt zwischen Land und Stadt war wichtig in einer Zeit, in der die Sicherheit Essen beschaffen zu können besondere Bedeutung hatte.

Dänemark war ein ausgeprägter Sonderfall unter den von den Deutschen besetzten Ländern und die Ernährungssituation illustriert dies besser als irgendetwas anderes. Der Nahrungsverbrauch fiel sehr bescheiden aus während des Krieges und der Durchschnittsverbrauch lag die ganze Zeitspanne hindurch bei über 3000 Kilokalorien täglich. In keinem anderen von Deutschen besetzten Land und in Deutschland selbst war der offizielle Verbrauch höher als 2000 Kilokalorien pro Tag. Gleichzeitig war die Rationierung von Butter, Schweine- und Rindfleisch sehr glimpflich, sie lag etwa dreimal höher als in Deutschland gegen Kriegsende.

Dagegen mangelte es an allen importierten Waren. Kaffee, Kakao, Tabak und Bananen waren nur einige der Waren, die nicht mehr gekauft werden konnten. Fünen wurde bekannt für seinen Tabakanbau, aber die dänischen Zigaretten schmeckten nicht sehr gut. Es wurde auch schwierig Baumwolle und andere Kleidungsstoffe zu beschaffen. Entsprechend wurde Flachs angebaut und Tuche, Bettwäsche sowie Altkleider wurden hervor geholt und zu Bekleidung umgenäht.

Der Mangel an importierten Waren führte auch zu einem steigenden Handel auf dem Schwarzmarkt. Fast ausschließlich wurde gegen Rationsmarken und Mangelwaren wie Tabak und Benzin getauscht. In den ersten Besatzungsjahren verkauften die am schlechtesten gestellten Familien in den Städten Butter- und Zuckermarken, um sich billige Lebensmittel wie Grieß und Brot leisten zu können. Das hing damit zusammen, dass dänische Lohnempfänger einen gravierenden Reallohnrückgang von ungefähr 20% im Zeitraum 1940-42 hatten. Dies war die Folge stark steigender Preise bei fast alle Waren.

Es herrschte ein großer Mangel an Brennstoff. Gleichzeitig gehörten drei der Kriegswinter zu den kältesten des Jahrhunderts. Vor der Besetzung wurde der Hauptteil an Kohle und Koks aus England geliefert. Da die Lieferanten aus Deutschland nicht den Bedarf decken konnten, wurde Brennstoff laufend reguliert und rationiert. Zur dieser Zeit wurde die Gewinnung von Braunkohle und Torf zur größten Ersatzproduktion. Besonders in Südjütland war die Torfproduktion stark angestiegen, weil dort große Moorgebiete sind. Es wurde berechnet, dass über 3000 Menschen in den südjütischen Torfmooren beschäftigt waren zur Zeit als die Produktion am höchsten war.

In Südjütland war die Unsicherheit über die Zukunft besonders groß. In der ersten Hälfte des Krieges war die Bedrohung einer deutschen Annektion sehr greifbar. Später bedrohte das paramilitärische Polizeikorps "Selbstschutz" - das an die deutsche Minderheit gebunden war - die Dänen, von denen man aus dem einen oder anderen Grund meinte, dass sie gegen die Besatzungsmacht arbeiteten.

Viele Südjüten erlebten auch aus nächster Nähe wie alliierte Bomber über den Landesteil flogen, auf dem Weg zur Bombardierung der norddeutschen Städte. Es waren vermutlich zwischen 40 und 45 alliierte Bomber, die über Südjütland abgeschossen wurden und etwa 150 alliierte Flieger wurden auf dem Friedhof von Hadersleben begraben. Gleichzeitig wurden die südjütischen Städte mehrmals von alliierten Bomben getroffen, meistens als Folge von Navigationsfehlern. Die Zukunftsangst war daher groß. Man konnte ja nicht wissen, dass der Krieg gerade außerhalb der dänischen Grenze sein Ende finden würde.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Krieg und Besatzung
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