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Urbanisierung © sdu

Im Laufe des 18. Jahrhunderts und Anfang des darauf folgenden Jahrhunderts steigt die Bevölkerungszahl in der Region drastisch an. Dadurch wird die Landbevölkerung unter Druck gesetzt und viele Menschen entschließen sich in die Städte zu ziehen, um dort Arbeit zu finden. Deshalb sind es insbesondere die Städte die markanten Zuwachs finden.

Im 19. Jahrhundert fand innerhalb Westeuropas eine große soziale Umwälzung statt und somit auch in Schleswig-Holstein und dem südlichen Dänemark. Es gibt viele wichtige Elemente in dieser Entwicklung, aber übergeordnet ging es um den sehr großen Bevölkerungszuwachs, die Urbanisierung, einen insgesamt großen Anstieg des Wohlstands und den wachsenden sozialen Unterschied zwischen den verschiedenen Gesellschaftsgruppen.

Die Region war im Verhältnis zu anderen europäischen Gebieten im 19. Jahrhundert nur wenig bevölkert. In der Zeit um 1880 wohnten in Dänemark durchschnittlich nur etwa 50 Menschen pro Quadratkilometer und diese Zahl ist im Gebiet nördlich des Königsflusses noch um einiges geringer. Im Jahr 1895 wohnten in Holstein 68 Menschen pro Quadratkilometer, wohingegen die Anzahl in Schleswig nur 35 betrug. Im Gegensatz zum deutschen Bevölkerungsdurchschnitt im Jahr 1880, der 84 Menschen pro Quadratkilometer betrug, ist dies nicht besonders imponierend, sondern nur Ausdruck der Tatsache, dass es wenige große Städte gab und der Hauptteil der Bevölkerung auf dem Land wohnte.

Die Bevölkerungszahl stieg merklich in den Jahrzehnten bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. In der Zeit vor den 1850er Jahre betrug der jährliche Bevölkerungszuwachs in Dänemark etwa 15 Prozent. Zur Verdeutlichung bedeutet dies, dass alle 70 Jahre eine Verdopplung der Bevölkerungszahl stattfindet, was aus historischer Sicht einen ungeheuer großen Anstieg darstellt. In Schleswig-Holstein war die Entwicklung fast die gleiche. Die Bevölkerungszahl stieg in den Jahren 1847 bis 1915 um etwa 100 Prozent, so dass bei Kriegsbeginn etwa 1,7 Millionen Bürger in der Provinz lebten.

Es ist besonders bezeichnend, dass die Größe der Marktgemeinden stark anstiegt. Diese Entwicklung war besonders in den Städten ausgeprägt, in denen die Industrialisierung ihren Lauf nahm und der Bedarf an Arbeitskraft stark anstieg. In Holstein war der Bevölkerungszuwachs am größten in Kiel, Altona, Lübeck und Neumünster. In der Provinz Schleswig galt dies nur für Flensburg, während die nördlichen Städte Schleswigs, - Sonderburg, Apenrade, Hadersleben und Tondern - , eine bescheidende Entwicklung erlebten. Auf Fünen wuchsen Odense, Middelfart und Nyborg, während andere Marktplätze wie Assens, Bogense und Faaborg eine eher bescheidene Entwicklung durchliefen. Schließlich wuchsen auch die Marktflecken im Dreiecksgebiet und ab den 1870er Jahren kam Esbjerg hinzu, während Ribe und Varde noch warten mussten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg der Wohlstand insgesamt kräftig an. Auf dem Land waren diese Zeiten für Bauern mit eigenem Besitz gut, zunächst in Bezug auf den Verkauf von Korn und anderen Felderzeugnissen und später, beginnend mit den 1880er Jahren, auch beim Verkauf von Butter und Schweinefleisch. In den Städten machten viele große Umsätze durch den Handel, so dass die neuen Industrien der Bürgerschaft und den Städten den Verdienst um einiges vergrößern konnten. Außerdem ging es den selbstständigen Handwerkern gut, während auch der Funktionärstand kräftig anwachsen konnte. Der Wohlstand beeinflusste auch Domänen wie zum Beispiel den Baustil, Kunst und Heimeinrichtung. Eine steigende Anzahl von Kindern der Mittel- und Oberschicht gingen nun auf die Lateinschulen, um danach an den Universitäten ihren Ausbildungsweg fortzusetzen.

Gleichzeitig mit dem steigenden Wohlstand wurde die ökonomische Ungleichheit in der Gesellschaft größer. Dies hing vor allem mit dem großem Bevölkerungszuwachs auf dem Land zusammen. Es war hier nicht ungewöhnlich, dass Familien 10 bis12 Kindern hatten. Die Landgesellschaft kam unter Druck und der Wunsch vieler junger Männer Gutsbesitzer zu werden war schier unmöglich. Viele wurden zu einem Leben als Landarbeiter oder Tagelöhner gezwungen, was wiederum die Urbanisierung ankurbelte. Schlechte Arbeitsverhältnisse auf dem Land führten unter anderem dazu, dass viele Menschen in die Städte flüchteten, um dort nach Arbeit zu suchen. Hier bestand durch eine steigenden Anzahl an Industrieunternehmen, wie auch beim Bau von Eisenbahnen, Strassen und Kanälen großer Bedarf an Arbeitskraft.

Die Nachzeit hat die Bedingungen, unter denen die Industriearbeiter in den ersten Jahrzehnten der Industrialisierung gearbeitet haben, aufmerksam beobachtet. Hierzu gab es genügend gute Gründe, da die soziale Armut in den Städten sehr groß gewesen ist. Der Lohn eines ungelernten Arbeiters war niedrig, die Arbeitszeit lang und eine Arbeitsplatzsicherheit erst gar nicht vorhanden. Gleichzeitig waren die Wohnverhältnisse an vielen Orten miserabel und die Einquartierung der Arbeiterfamilien kümmerlich. Das Bild muss jedoch nuancierter betrachtet werden, da die Lebensbedingungen in der Zeit nach den 1880er Jahren langsam aber sicher besser wurden, was in Schleswig-Holstein mit den Sozialreformen Bismarcks und den neu erreichten Ergebnissen der sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung in Dänemark und Deutschland zusammenhing. Schließlich zwang der Mangel an Arbeitskräften die Arbeitgeber zu einer Verbesserung der Verhältnisse der Arbeiter.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Modernisierung und Tradition
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