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Ende der Adelsherrschaft © sdu

Die Dominanz des Adels verfiel im Laufe des 19. Jahrhunderts. Politisch gewannen die Bürger, die Bauernschaft und die Arbeiter nach und nach an entscheidendem Einfluss. Wirtschaftlich blieb der Adel am Ball - er wurde jedoch von der aufstrebenden Bürgerschaft in den Städten überholt.

Es gab enge familiäre Verbindungen zwischen dem schleswig-holsteinischen und dem dänischen Adel. Verschiedene dänische Könige waren in den Herzogtümern geboren und aufgewachsen. Bis 1864 waren die Berater des Königs meist Adelige aus der holsteinischen Ritterschaft. Nach der preußischen Annexion Schleswig-Holsteins gab es viele adelige Beamte. Sie dienten somit dem preußischem König anstatt dem Dänischen.

Politisch gesehen war die adelige Oberklasse massiv überrepräsentiert, sowohl im dänischen als auch im preußischen Reichstag. Das galt auch für die lokalen und regionalen Versammlungen. In Preußen und in Dänemark waren die Minister traditionellerweise meist adelig. Besonders die Außenpolitik war ein Gebiet, das normalerweise mit Männern des Hochadels besetzt wurde.

Während der Verfassungskämpfe in Dänemark hatten die adeligen Linken zusammen mit den Nationalliberalen die Mehrheit im Volksting. Mit der Unterstützung des Königs regierten sie mehrere Jahrzehnte gegen die rechte Mehrheit des Parlaments. In Schleswig-Holstein - wie auch in Preußen - unterstützten die Gutsherren den Kaiser und Bismarcks konservative Regierung. Dies sicherte ihnen Einfluss. Trotzdem wurde die politische Macht des Adels immer weiter untergraben und um 1900 war die Zeit der Adeligen vorbei. Deutlich sichtbar ist dieser Wandel am Systemwechsel in Dänemark 1901, doch auch in Preußen trat er zu Tage.

Auch die Privilegien der Gutsherren in Preußen und in Dänemark verringerten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts. Traditionell wurden ihnen weniger Steuern angelastet als anderen gesellschaftlichen Klassen. Im Gegenzug hatten sie aber Aufgaben im militärischen Bereich des Militärs und rechtliche Verpflichtungen. Diese wurden in Dänemark mit dem Grundgesetz 1849 außer Kraft gesetzt. In Schleswig-Holstein geschah dies in Verbindung mit der Annexion durch Preußen 1864 bis 1867.

Bis zur Landreform in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte fast das ganze bewirtschaftete Ackerland den Gutsherren. Mit dem Tausch und dem Verkauf des Landes an Bauern, gehörte dem Adel nur noch das Land des Gutes. Besonders in Holstein und auf Fünen machte dieses Gutsland noch eine großen Teil des gesamten Ackerlandes aus. In bestimmten Gebieten - besonders im östlichen Holstein und in Dänischwohld in Schleswig - besaßen und betrieben die Gutsherren bis weit ins 20. Jahrhundert einen großen Teil des Ackerlandes. In Schleswig-Holstein machten die adeligen Güter am Ende des 19. Jahrhunderts knapp 2% der Höfe aus, und gut 15% des Produktionslandes. Andernorts wie im Gebiet nördlich der Königsau und im westlichen Teil Schleswig-Holsteins - in Friesland und Dithmarschen - gab es hingegen nur wenige Herrenhöfe.

Was produziert wurde, war abhängig von den natürlichen Bedingungen, aber natürlich auch vom Willen des Eigners und des Verwalters, neue Erträge und Produktionsmethoden einzuführen. Generell war es aber kennzeichnend, dass die Mechanisierung auf den großen Höfen schneller statt fand als auf den kleinen. Es gab auch viele Herrenhöfe, die früh relativ große Mengen an Butter und Fleisch produzierten, genau wie sie einen wesentlichen Teil an der Produktion der Verkaufswaren wie Korn und Zuckerrüben hatten.

Als große Landbesitzer profitierten die Gutsherren von der guten Konjunktion der Landwirtschaft in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Preise einer Reihe von Landwirtschaftswaren stiegen bedeutend, doch besonders die steigende Produktivität ließ die Einnahmen der Gutsherren in die Höhe schnellen. In Schleswig-Holstein half die Annexion durch Preußen, denn nun öffnete sich ihnen der große deutsche Markt. In Dänemark wurden bedeutende Mengen an Butter und Schinken ab 1880 an den britischen Markt geliefert.

Die Herrenhöfe hatten im 19. Jahrhundert noch immer einen großen Haushalt mit vielen Bediensteten. Der Wohlstand wurde vielerorts genutzt um die Hauptgebäude zu modernisieren und das Interieur folgte der Mode in den Städten. Viele Gutsherren hatten darüber hinaus noch Palais in den Städten, wie es auch einen Teil wohlhabender Bürger in den Städten gab, die sich ein Gut kauften. Der Titel eines Gutsherren führte zu höherem Ansehen in der Gesellschaft.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Modernisierung und Tradition
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