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Bürgertum © sdu

Das Bürgertum in der Region entwickelte sich kräftig Mitte des 19. Jahrhunderts. Viele Menschen wurden ein Teil des Bürgertums und die Einnahmen und der Wohlstand stiegen bedeutend. Das Bürgertum hatte um 1900 einen dominierenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss in den Städten.

Die Provinzstädte entwickelten sich sehr stark während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Bevölkerungszahl stieg explosionsartig an in vielen Städten und das Handels- und Industriebürgertum erlebte eine mächtige Entwicklung. Dies galt sowohl im Verhältnis zu der Anzahl Bürger, die dem Bürgertum angehören, als auch im Verhältnis zu Einkommen und Wohlstand, die gewonnen wurden. Am deutlichsten wurde dies am Beispiel der großen Palais, die in den Städten gebaut wurden und zu denen eine Menge Personal gehörte.

Das übergeordnete Bild muss jedoch nuancierter betrachtet werden, da es große Unterschiede zwischen den Städten in der Region gab. In Schleswig und Holstein fand die ökonomische Weiterentwicklung insbesondere um Altona, in Kiel und Lübeck und in Flensburg statt. In anderen Städten wie Segeberg, Eutin, Plön und in den Städten Nord-Schleswigs war das Wachstum um einiges kleiner. Insbesondere in Odense, Svendborg, Middelfart, Kolding, Vejle und - etwas später - in Esbjerg war das ökonomische Wachstum sehr groß. Dahingegen herrschte in Bogense, Faaborg, Ribe und Varde eher Stillstand.

Eine wichtige Voraussetzung für die ökonomische Entwicklung in den Städten des 19. Jahrhunderts war die Liberalisierung der ökonomischen Gesetzgebung. Im Jahr 1857 wird eine neue Gewerbeordnung im Königreich eingeführt, die mit den Zünften in den Provinzstädten abrechnete. Alle die einen Gesellenbrief besaßen konnten sich nun als Handwerker niederlassen. Auch das Monopol der Provinzstädte auf Handel und Handwerk wurde aufgehoben. Hierdurch hatten Handwerker und Einzelhandelskaufleute das Recht, woanders hinzuziehen, an Orte, die eine viel zentralere Lage hatten. Schließlich wurden die Zolltarife reduziert, was den Handel ankurbelte und insbesondere für den Auslandshandel von Vorteil war. Am Anfang kam die Liberalisierung insbesondere dem Königreich zugute. Nach der preußischen Annexion, das heißt Einverleibung Schleswig-Holsteins, wurden die gleichen ökonomischen Liberalisierungen in der neuen Provinz durchgeführt.

Es muss versucht werden das heranwachsende Bürgertum präzise zu definieren und damit auch die Menschen, die der Spitze der sozialen Hierarchie in den Städten angehörten. Obwohl es Varianten zwischen den einzelnen Städten der Region gab, machte das Bürgertum höchstens 5-10 % der Einwohnerzahl aus. Es war also eine kleine Elite, die als Spitze der ökonomischen Hierarchie gleichzeitig politisch dominierte. Die Wahlgesetze sicherten ab, dass diejenigen, die die meisten Steuern zahlten auch an meisten in der Stadtverwaltung zu sagen hatten. Insbesondere in Schleswig-Holstein, aber auch in Dänemark, waren die reichsten Männer in den politischen Versammlungen überrepräsentiert.

An oberster Stelle innerhalb des Bürgertums standen die Kaufleute, die Handel und Seefahrt betrieben. Unter den Kaufleuten gab es Männer, die eine bedeutende Handelsflotte besaßen und viel durch den Warenhandel verdienten. Nach und nach wuchs jedoch eine andere Gruppe von Männern heran, die mit der Industrie und der Produktion ihr Geld verdienten. Viele waren zugleich Teil des Handels- und Industriebürgertums, was daran lag, dass ein großer Anteil der Vermögen, die durch den Handel entstanden waren, in die neuen Industrieunternehmen investiert wurden.

Als Teil des Bürgertums - jedoch weiter unten in der Hierarchie - gab es eine Gruppe von kleineren Händlern und Handwerkern. Diese Gruppe reichte von Kleinhändlern bis zu größeren Kaufleuten, von kleinen Kesselflickern bis hin zu wohlhabenden Silber- und Goldschmieden. Kennzeichnend war jedoch, dass Handwerker und Händler ihren hohen Status in der Gesellschaft erhalten konnten, den sie schon seit Jahrhunderten inne hatten.

Das Bürgertum bestand außerdem aus Männern verschiedener liberaler Berufe. Ärzte, Rechtsanwälte und Apotheker verdienten gut und genossen gleichzeitig wegen ihrer Ausbildung einen hohen Status. Andere hoch Ausgebildete - wie unter anderem Professoren, hohe Beamte, Geistliche, Offiziere - gehörten, obwohl sie nicht ein selbstständiges Unternehmen führten, auch dem Bürgertum an. Viele dieser Leute hatten kein großes Vermögen, jedoch trotzdem einen hohen Status und großen Einfluss in der Gesellschaft. Schließlich entstand auch eine Gruppe von höheren leitenden Angestellten. Das waren Männer, die innerhalb größerer Betriebe einen Posten als Geschäftsführer, Buchhalter oder ähnliches hatten. Parallel zur wachsenden Anzahl der privaten Unternehmen, stieg auch die Anzahl der leitenden Angestellten, die als Teil des Bürgertums angesehen werden müssen.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Modernisierung und Tradition
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