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Arbeitsmarkt © izrg

Vollbeschäftigung im Norden, Hoffnung auf Aufschwung im Süden? Eine aktuelle Momentaufnahme des regionalen Arbeitsmarktes

Im Herbst 2007 sank die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf ihren niedrigsten Stand seit 14 Jahren; dies galt auch für Schleswig-Holstein. Hier waren im November 2007 108.424 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, insgesamt in Deutschland 3.378.000. Bezogen auf alle Erwerbspersonen entsprach das einer Arbeitslosenquote von 7,6 % im nördlichsten Bundesland. In Dänemark betrug die Arbeitslosenquote im Oktober 2007 nur 3,0 %, das heißt, die Arbeitslosigkeit war südlich der Grenze mehr als doppelt so hoch als nördlich der Grenze. In Sønderylland lag die Arbeitslosenquote mit nur 2,4 % im Oktober 2007 sogar noch deutlich unter dem dänischen Landesdurchschnitt. Nördlich der Grenze herrschte beinahe Vollbeschäftigung, das heißt alle Arbeitsfähigen und Arbeitswilligen hatten einen Arbeitsplatz, während in Schleswig-Holstein noch über 100.000 Menschen Arbeit suchten. Viele Berufstätige, vor allem Handwerker, pendeln deshalb von Schleswig-Holstein nach Dänemark zur Arbeit, wo ihre Berufsaussichten und Löhne besser als südlich der Grenze sind.

In Schleswig-Holstein und (Süd)Dänemark stieg die Arbeitslosigkeit seit 1973 stark an, nachdem in den 1960er Jahren beinahe Vollbeschäftigung geherrscht hatte. 1985 erreichte die Arbeitslosenquote in Schleswig-Holstein mit 11,3 % einen ersten Höchststand und pendelte sich danach zwischen 9 % und 10 % ein. In Dänemark erreichte die Arbeitslosenquote ihren Höchststand 1994 mit 11 % bei Männern und 14 % bei Frauen. Obwohl in dieser Zeit die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt anstieg, stieg auch die Arbeitslosigkeit; die Steigerung der Beschäftigung konnte mit dem Zuwachs der Erwerbsfähigen nicht Schritt halten.

2004 trat auf dem dänischen Arbeitsmarkt eine deutliche Besserung ein. Seit 2006 entspannte sich dank einer veränderten Wirtschaftslage auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt südlich der Grenze. Für beide Länder gilt aktuell im Herbst 2007: Die Wirtschaft wächst, die Zahl der Arbeitsplätze steigt und die Zahl der Arbeitsuchenden geht zurück. Die momentane positive Trendwende auf den Arbeitsmärkten führen machen Politiker und Experten auch auf eine Reihe von Arbeitsmarktreformen der dänischen Regierung in den 1990er Jahren und die "Agenda 2010" in Deutschland zurück - diese Einschätzung ist jedoch durchaus umstritten und aus heutiger Perspektive noch schwer zu beurteilen.

In Dänemark setzte die positive Trendwende auf dem Arbeitsmarkt zwei Jahre früher ein als in Schleswig-Holstein und der Rückgang der Arbeitslosigkeit fiel auch deutlich stärker aus. In dem skandinavischen Land erreichte die Zahl der Arbeitslosen mit knapp 190.000 im Dezember 2003 ihren Höchststand und ging seitdem auf etwa 80.000 im Juni 2007 zurück. Der Arbeitslosenanteil der 50-bis 66-Jährigen lag im Landesdurchschnitt mit nur 2,6 % (Männer 2,3 %, Frauen 3,1 %) im Oktober 2007 deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Dies gilt auch für die Jugendarbeitslosigkeit der 16 bis 24-Jährigen, die im Oktober 2007 insgesamt bei nur 2,0 % lag (Männer 1,8 %, Frauen 2,3 %). Ähnlich sehen die Zahlen in der Region Süddänemark aus.

In Schleswig-Holstein lag die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2005 bei 160.244 Personen oder 12,8 % aller erwerbstätigen Personen. Seitdem ging die Zahl der Arbeitslosen auf 108.424 Personen im Oktober 2007 zurück, was einer Quote von 7,6 % gleichkam. Überdurchschnittlich hoch lag die Arbeitslosenquote bei älteren Menschen (23,3 % bei den über 50-Jährigen), bei Jüngeren (11,8 % bei den unter 25-Jährigen) und bei Ausländern (11,3 %). In den Landkreisen im nördlichen Hamburger Umland entwickelte sich der Arbeitsmarkt besonders günstig, während die vier großen kreisfreien Städte Kiel, Flensburg, Neumünster und Lübeck noch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit aufweisen.

In einigen Punkten unterscheiden sich der deutsche und der dänische Arbeitsmarkt stark: Die Erwerbstätigenquote in Dänemark liegt mit 78 % (2007) fast 10% höher als in Deutschland; dies beruht zum einem großen Teil auf einer deutlich höheren Frauenerwerbsquote. Zudem zeichnet sich der dänische Arbeitsmarkt durch eine deutlich höhere Fluktuation aus: In Dänemark sucht sich jeder dritte Arbeitnehmer innerhalb eines Jahres einen neuen Job. Das ist mitunter auch nötig, denn es gibt fast keinen Kündigungsschutz. Es gibt in Dänemark kaum Langzeitarbeitslose. In Deutschland ist dagegen die Hälfte aller Arbeitslosen länger als ein Jahr ohne Job, das heißt "langzeitarbeitslos". In Dänemark sind nur 20 % der Arbeitslosenlosen länger als ein Jahr ohne Beschäftigung. Höhe und die Bezugsdauer des Arbeitslosengelds unterscheiden sich ebenfalls. Doch auf beiden Arbeitsmärkten geht der Trend zur "Flexibilisierung": Der Kündigungsschutz wird eingeschränkt, Zeit- und Leiharbeit nehmen zu und der Niedriglohnsektor wächst.

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Postmoderne Gesellschaft
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