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A. P. Weber, H. Marxen © izrg

Die politischen Zeichnungen der Künstler A. Paul Weber und Herbert Marxen.

Zweifellos gehört der Grafiker und Karikaturist A. Paul Weber zu den bekanntesten Künstlern dieses Jahrhunderts; Weber, der sich 1936 in Schretstaken bei Mölln niederließ, ist aber auch ein Zeichner, über dessen Haltung und Handeln vor und im Nationalsozialismus so viele wissenschaftliche und öffentliche Diskussionen stattgefunden haben und weiter stattfinden, wie über wenig andere Künstler. Die Positionen in der Debatte sind kaum vereinbar: während ihn die einen als "Künstler im Widerstand" charakterisieren, der schon vor der NS-Machtübernahme die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus voraussagte und stets kritisch und wachsam die zeitgenössische Gesellschaft karikierte, sehen ihn andere als antisemitischen, anti-englischen Undemokraten, der sich im "Dritten Reich" anpasste, an der "Heimatfront" künstlerisch kämpfte und seine Kunst in den Dienst der NS-Propaganda stellte.

Unstrittig ist, dass sich Weber - zumindest in den 1920er und frühen 1930er Jahren - in politischer Gegnerschaft zum Nationalsozialismus befand. 1928 lernt der Grafiker Ernst Niekisch kennen, der sich als "Nationalbolschewist" versteht. Weber gehörte fortan zu dessen "Widerstandskreis". Niekisch und Weber zählten zur nationalen Opposition gegen die "Weimarer Republik", bekämpften den "Versailler Friedensvertrag" und die kapitalistische Wirtschaftsform. Mit diesen Ansichten befanden sie sich auch im Gegensatz zur NS-Bewegung: Vor allem warfen sie den Nationalsozialisten vor, mit ihrem legalen Kurs als parlamentarische Partei die Chance auf eine angestrebte "Erneuerung Deutschlands" zu vertun. Seit 1926 erschien die nationalrevolutionäre Zeitschrift "Widerstand", zu der Weber pro Ausgabe je eine Grafik beisteuerte, ab 1931 zeichnete Weber auch als Mitherausgeber. 1932 gab Niekisch die Broschüre "Hitler - ein deutsches Verhängnis". Sechs Grafiken Webers zeigen Hitler in der Gestalt des Todes. Zum Zyklus gehört die heute weltberühmte Radierung "Das Verhängnis", in der eine willenlose Masse unter Hakenkreuzfahnen in einen Sarg marschiert.

Nachdem Weber und Niekisch trotz dieser deutlichen Kritik nach der Machtübernahme zunächst weitgehend unbescholten blieben, verhaftete die "Gestapo" im März 1937 zunächst Niekisch und andere Mitglieder des "Widerstandskreis", am 1. Juli dann Weber. Er erlebte eine vergleichsweise "erträgliche" Haftzeit, durfte sogar weiterhin künstlerisch tätig sein und wurde ein halbes Jahr später nach Fürsprache von Freunden - unter ihnen der Nordschleswiger Pastor Schmidt-Wodder - entlassen, während der "Volksgerichtshof" Niekisch 1939 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilte. Weber arbeitete weiterhin grafisch, veröffentlichte in den 1940er teilweise sehr umstrittene Werke. In der Bundesrepublik setzt er sich kritisch mit zahlreichen gesellschaftspolitischen Fragen auseinander, legte oft zeichnerisch den Finger in die Wunde. Weber blieb in Schretstaken, wo er 1980 starb. Ihn zeichnete die Fähigkeit aus, in Bildern zu denken und in ihnen ein Stück des Menschen wieder zu spiegeln.

Der Flensburger Karikaturist Herbert Marxen geriet auf Grund seiner Arbeiten mit den Nationalsozialisten in Konflikt, erhielt zeitweise Berufsverbot. Nach 1945 wird er sich auf seine Weise rächen: mit eindrucksvollen Karikaturen der NS-Massenverführung. Harte Abwehr durch den bürgerlichen Kunstmarkt erfuhr der Flensburger schon als 21-jähriger Karikaturist. Er schuf für die "Flensburger Nordmark Tage" 1922 das offizielle Plakat, im Stil des "Art Déco" und stieß auf heftige Kritik. Später arbeitet Marxen für den satirischen "Simplicissimus" und die "Jugend". Seine Stärke als Karikaturist lag darin, menschliche Schwächen und Verhaltensweisen auf eine humorvolle und verständliche Art zu kritisieren. Doch Marxen handelte nicht nur in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus: aus wirtschaftlichen Gründen sah er sich gezwungen, auch für nationalsozialistische Auftraggeber zu arbeiten.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Kunst und Kultur
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