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Künstlerkolonie Ekensund © izrg

Ende des 19. Jahrhunderts entdecken Künstler und Künstlerinnen die Landschaft am Nordufer der Flensburger Förde - die Künstlerkolonie Ekensund.

Die Künstlerkolonie Ekensund an der Flensburger Förde

Ab 1875 fanden sich in dem kleinen Fischerdorf Ekensund am Nordufer der Flensburger Förde heimische und auswärtige Maler zu einer Künstlerkolonie zusammen. Junge Maler und Malerinnen waren fasziniert von der Fördelandschaft, dem Fischerei- und Fördebetrieb, den einfachen Menschen sowie den Farben und Formen des Dorfes, das durch seine zahlreichen kleinen Ziegeleien geprägt war. Die Maler Louis Gurlitt und C. Eckersberg hatten während der Deutsch-Dänischen Kriege die Gegend um Ekensund für ihre Malerei entdeckt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mit dem Erfolg der Freilichtmalerei die ersten Künstlerkolonien in Europa, die bekanntesten in Barbizon bei Paris, auf Skagen in Dänemark und in Worpswede bei Bremen. Meist zieht es junge Künstler und Künstlerinnen zum Malen und Zeichnen in die unberührte Natur, zu Fischern und Bauern; sie verlassen die unruhige Großstadt und die Ateliers der Akademien. Im Laufe des 19. Jahrhundert hatten viele Künstler in Europa, zunächst vor allem in Frankreich, begonnen, unter freiem Himmel zu malen. Sie begehrten gegen den strengen klassischen Akademiebetrieb auf, der ihnen wirklichkeitsfern vorkam, sahen in der Freilichtmalerei die Möglichkeit, sich künstlerisch zu befreien und zu erneuern, eigene Motive und Gestaltungsformen zu entwickeln. Um 1870 verbreitete sich die Freilichtmalerei auch in Deutschland. Zunächst zog es viele Maler an die holländische Nordseeküste, später wurden Küstenorte der deutschen Nord- und Ostsee beliebte Reiseziele.

Eine Reihe junger Maler, die in der Nähe der Flensburger Förde aufgewachsen waren, wie Theodor Sander, Jacob Nöbbe, Heinrich Rasch und Heinrich-Petersen Angeln –, studierten unter anderem an der Kunstakademie in Berlin. Sie brachten weitere Künstler aus Berlin, Weimar und Düsseldorf – unter ihnen Erich Kubierschky und Heinrich Petersen-Flensburg und den schon berühmten Landschaftsmaler Eugen Dücker – nach Ekensund. Nach 1882 traf sich in den Sommermonaten eine feste Gruppe von Malern an der Förde um den Flensburger Fotografen Wilhelm Dreesen: Dreesen galt als Vorkämpfer der Kunstfotografie, die Maler nutzten seine Aufnahmen teilweise als Hilfsmittel für ihre Malerei. Zunächst fertigten die Künstler in der Fördelandschaft vor allem Studien in Öl an, die ihnen als Vorlagen für großformatige Gemälde dienen sollten, an denen sie den Winter über in ihren Ateliers arbeiteten, um sie auszustellen oder zu verkaufen. Die gegenwärtig viel höher bewerteten Studien behielten sie, viele wurden erst nach dem Tod des jeweiligen Malers bekannt. Im Lauf der 1880er Jahre wurde Ekensund so bekannt, dass führende Köpfe anderer Künstlerkolonien und der nationalen Kunstszene Ekensund besuchten. Mit der Künstlerkolonie fand Schleswig-Holstein Anschluss an die Kunstelite des Deutschen Kaiserreichs.

Eine zweite Generation von fünf bis zehn jungen Künstlerinnen und Künstlern lebte seit Beginn der 1890er Jahre in Ekensund. Zu ihr gehörten Erwin Nöbbe, Alex Eckener, Emmy Gotzmann, auch der dänische Maler Louis Jensen und im Mittelpunkt Otto Heinrich Engel. Vor allem Jacob Nöbbe und Wilhelm Dreesen sorgten für Beständigkeit in der Künstlerkolonie und hatten die neuen Verbindungen hergestellt. Ekensund wurde auf nationaler und internationaler Ebene bekannt, immer mehr Künstler besuchten den Ort zumindest für eine kurze Zeit. Die Künstler malen vor allem Landschaften und Natur, teilweise auch die Menschen; jedoch in einer eher romantischen, idyllischen Weise. Es ist nicht ihr Anliegen, die schwere Arbeit, das karge Leben oder Armut festzuhalten.

Die erste Kunstausstellung der Ekensunder Maler, organisiert von Dreesen, fand im November 1892 im Pavillon des Veranstaltungslokals „Kolosseum“ in Flensburg statt. Ihre Besonderheit bestand in der gleichwertigen Präsentation von Malerei und Fotografie. Dennoch stieß sie nur auf ein geringes Echo. Im Juni 1901 organisierte der nordfriesische Maler Momme Nissen die „Schleswig’sche Kunstausstellung“ in den Räumen des Flensburger Rathauses, die weitaus mehr Beachtung und Interesse hervorrief. Nissen ließ jedoch nur Künstler zu, die im Landesteil Schleswig geboren waren: ideologisch besetzte „Heimatkunst“. Zuvor hatte schon die Ausstellung der „Schleswig-Holsteinischen Kunstgenossenschaft“ auswärtige Ekensunder Künstler wie Otto H. Engel ausgeschlossen, da sie nur schleswig-holsteinische Maler ausstellte.

Das Gemeinschaftsgefühl der Künstlergruppe Ekensund verschwand in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zunehmend. Mit dem Verkauf des Gasthofes „Schumann“ verloren die Maler ihren zentralen Treffpunkt zur gemeinsamen Arbeit. Die Künstler blieben immer kürzer an der Förde, bis die Künstlerkolonie schließlich nur noch aus wenigen einheimischen Künstlern bestand: Anton Nissen, Jakob und Erwin Nöbbe sowie Alex Eckener. Als Ekensund in Folge der Grenzabstimmung wieder Teil des dänischen Staates wurde, löste sich die Künstlerkolonie endgültig auf.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Kunst und Kultur
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