v i m u . i n f o
Dansk version

Ernst Barlach © izrg

Ernst Barlach wird vor allem in den 1920er Jahren als Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller bekannt, bevor er im "Dritten Reich" als "entarteter" Künstler gilt.

Auch wenn die Öffentlichkeit den weltbekannten Künstler Ernst Barlach zumeist als Bildhauer wahrnahm und wahrnimmt - das "Multitalent" war auch ein begabter Zeichner, Dramatiker und Schriftsteller. Sein außergewöhnliches Werk löste schon unter den Zeitgenossen zwischen Bewunderern und schärfsten Kritikern große Diskussionen aus.

Der Künstler Ernst Barlach wurde am 2. Januar 1870 als ältester Sohn des Landarztes Georg Barlach im holsteinischen Wedel geboren. Im Alter von 18 Jahren begann Barlach sein Studium an der Gewerbeschule in Hamburg, das er ab 1891 an der Kunstakademie in Dresden fortsetzte. Nach seinem Abschluss 1895 folgten zwei Studienaufenthalte in Paris, in deren Anschluss Barlach in Hamburg und Altona als Grafiker und Bildhauer tätig war. Der Schleswig-Holsteiner durchlief also eine klassische akademische Künstlerausbildung in den Städten Hamburg, Dresden und Paris. Nach Aufenthalten in Altona und Hamburg, Berlin, Wedel und einer einjährigen Lehrtätigkeit an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen/Westerwald - der künstlerische Durchbruch wollte nicht gelingen - zog Barlach 1906 erneut nach Berlin, wo er sich der "Berliner Secession" anschloss. Dennoch blieb er innerhalb des deutschen Expressionismus ein Einzelgänger und künstlerisch weitgehend eigenständig.

Eine zweimonatige Russlandreise, die Ernst Barlach im Sommer 1906 gemeinsam mit seinem Bruder unternahm, war für das spätere Schaffen des Künstlers von kaum zu überschätzender Bedeutung. Die Eindrücke, die Barlach während der Reise sammelte, verarbeitete er in vielen seiner Zeichnungen und Plastiken.

1907 begann Barlach neben seiner Tätigkeit als Bildhauer und Grafiker auch als Schriftsteller zu arbeiten. Nachdem sich Barlach 1910 aus Berlin ins mecklenburgische Güstrow zurückgezogen hatte, lebte er und arbeitete er dort bis zu seinem Tod abseits des Kunstbetriebes. Den Ausbruch des "Ersten Weltkrieges" erlebte Ernst Barlach als eine Art Erlösung. Fiebernd beobachtete er den Kriegsverlauf, im Dezember 1915 meldete sich Ernst Barlach freiwillig zum Kriegsdienst und kam zum Landsturm nach Sonderburg. Seine anfängliche Begeisterung für den Krieg ließ dort schnell nach und verkehrte sich ins Gegenteil.

Im Dezember 1917 stellte der einflussreiche Kunsthändler Paul Cassirer erstmals Barlachs Gesamtwerk aus, wodurch der holsteinische Künstler auch als Dichter Bekanntheit erlangt. Vor allem in den 1920er Jahren erhielt der Künstler Ernst Barlach große Anerkennung: Nachdem er 1919 zum ordentlichen Mitglied der "Preußischen Akademie der Künste" ernannt wurde, erhielt er weitere Auszeichnungen, Angebote für Lehraufträge, eine Ehrendoktorwürde und 1925 die Ehrenmitgliedschaft der "Münchner Akademie der bildenden Künste". 1930 war sein "großes Jahr", auch wenn Barlach selbst dem Trubel mit gemischten Gefühlen gegenüber stand: Anlässlich seines 60. Geburtstages fanden Gedächtnisausstellungen statt und nahezu die gesamte Presse Deutschlands würdigte ihn in zahllosen Artikeln und persönlichen Erinnerungen von Kunsthistorikern und Freunden als einen der größten Bildhauer, Zeichner und Dramatiker des Jahrhunderts.

In den letzten Jahren der "Weimarer Republik" sah sich Barlach zunehmend Angriffen aus völkischen und nationalen Kreisen ausgesetzt. Besonders kritisiert wurden seine zum Gedenken an die Gefallenen des "Ersten Weltkrieges" errichteten öffentlichen "Ehrenmale"; die Mahnmale waren Antikriegs-Denkmäler, mit denen Barlach zu einer grundlegenden Umdeutung von Mahnmalen als "Denkzeichen" beitrug. An ihrer Verwirklichung hatte er seit 1926 gearbeitet. Das Ehrenmal "Schwebender" im Güstrower Dom war 1927 aufgestellt worden, der "Geisteskämpfer" in Kiel im Jahr darauf. Seit 1929 stand das Ehrenmal im Magdeburger Dom und seit 1931 das in Hamburg.

In der Zeit des Nationalsozialismus galt Barlach als so genannter "entarteter" Künstler. 1937 ließen die Nationalsozialisten die umstrittenen Ehrenmale demontieren (und zum Teil vernichten), 381 Werke des Künstlers aus öffentlichen Sammlungen entfernen und teilweise ins Ausland verkaufen. 1938 wurde Barlach gezwungen aus der Preußischen Akademie der Künste auszutreten. Die von diesem Zeitpunkt an ausbleibenden Aufträge nahmen Barlach jegliche künstlerische und materielle Perspektive. Am 24. Oktober 1938 starb Barlach in einem Krankenhaus in Rostock. Er wurde in Ratzeburg beerdigt, wo seine Werke heute gesammelt und ausgestellt werden, wie auch in Wedel, Hamburg und Güstrow.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Kunst und Kultur
Um diese Inhalte anzusehen, wird der Flashplayer 9 benötigt. Zum Download
case storyFallbeispiele
multimediaMultimedia
photosAbbildungen
quotesZitat
imageBiografien