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In der Grenzregion © izrg

Der Maler Emil Nolde wächst im deutsch-dänischen Grenzgebiet auf; die Grenze beeinflusst ihn zeitlebens.

Vor etwa 140 Jahren wurde Emil Nolde in einem kleinen Dorf an der deutsch-dänischen Grenze geboren. Seine Kindheit verbrachte er im deutschen Kreis Nordschleswig, der ganz selbstverständlich deutsch und dänisch geprägt war. Nolde hatte zwei Muttersprachen.

1884 ging der 17-jährige Nolde nach Flensburg, um eine Schnitzerlehre anzutreten. Von der Zeit in Flensburg ist dem jungen Nordschleswiger vor allem die viele Arbeit in Erinnerung geblieben: Der junge Lehrling stand zwölf Stunden am Tag an der Schnitzbank und hatte danach noch zwei Stunden Unterricht in der Fortbildungsschule. Die Lehre dauerte vier Jahre. Am 20. Mai 1888 erhielt Nolde das Abschlusszeugnis als Holzbildhauer. Die Lehrzeit hat dem späteren Maler Fertigkeiten im Zeichnen und Handwerklichen vermittelt, die für seinen künstlerischen Werdegang nicht unerheblich waren.

Auf die Lehrjahre folgte eine dreijährige Wanderschaft, in der Emil Nolde als Schnitzer und Zeichner in München, Karlsruhe und Berlin arbeitete. In Karlsruhe besuchte er nebenbei zuerst die Abendklasse und später die Tagesklasse der Kunstgewerbeschule. Ab dem Herbst 1889 arbeitete Nolde zwei Jahre in verschiedenen Fabriken in Berlin, bevor er 1891 an Lungentuberkulose erkrankte und mehrere Monate auf dem Hof seiner Eltern verbrachte. Auf dem elterlichen Hof erholte Nolde sich langsam von seinem Leiden und fing an, die Zeit auf dem Lande mit seinen vielen Kindheitserinnerungen zu genießen. Im Herbst ging Nolde zurück nach Berlin. Dort sah er in der Kunstgewerbeschule zufällig die Ausschreibung einer Stelle als Lehrer am Industrie- und Gewerbemuseum in St. Gallen und bewarb sich. Nach Wochen erhielt er die gute Nachricht, dass er sich unter 34 Bewerbern durchgesetzt hatte.

Im Jahre 1900 kehrte Nolde in seine Heimat zurück, wo er sich zunächst ausruhte, aber dann doch zu malen begann. Von dort aus unternahm er 1901 eine kleine Reise nach Dänemark. In Hundested, einem kleinen Fischerdorf am Isefjord, begegnete Nolde zum ersten Mal dem späteren Polarforscher Knud Rasmussen und der jungen Schauspielerin Ada Vilstrup. Die Bekanntschaft zu Ada entwickelte sich brieflich zu einer engen gegenseitigen Freundschaft. Im Februar 1902 heirateten sie. Die ersten Monate ihrer Ehe verbrachten Ada und Emil Nolde in Berlin. Den Sommer verlebten sie in Jütland und im Herbst mieteten sie sich eine kleine Dachwohnung im Marienhölzungsweg in Flensburg, bevor das Ehepaar auf die Insel Als zog. Zu dieser Zeit war Nolde immer noch ein angezweifelter, verhöhnter und geschmähter Maler. Doch Anfang Februar 1906 erhielt Nolde ein Schreiben von der Künstlergruppe Brücke, die ihn aufforderte, Mitglied zu werden. Im Herbst 1913 folgten Ada und Emil Nolde einer Einladung des Reichskolonialamtes: Als künstlerische Berater nahmen sie an einer medizinisch-demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition teil.

Im Sommer 1916 verließen Ada und Emil Nolde Als, um in das kleine Bauernhaus Utenwarf an der Wiedau in der Nähe von Tønder zu ziehen. Somit war das Ehepaar unmittelbar von den Folgen des Ersten Weltkrieges betroffen, da Utenwarf 1920 durch die neue Grenzziehung dänisch wurde. Im Jahre 1926 gab das Ehepaar Utenwarf auf und zog wenige Kilometer über die Grenze auf eine leerstehende Warft auf der deutschen Seite. Seine dänische Staatsbürgerschaft und die Zugehörigkeit zur deutschen Volksgruppe behielt der Maler trotz seines Umzuges. Nach Noldes eigenen Entwürfen entstand im Jahre 1927 auf der leerstehenden Warft das Haus Seebüll.

Die Kunst des Malers Emil Nolde fand in den darauf folgenden Jahren viel Anerkennung und Förderung durch Freunde, Sammler und eine neue Generation von Museumsdirektoren. Anlässlich Noldes sechzigstem Geburtstags fand in Dresden eine große Nolde-Ausstellung mit 433 Werken statt. Im selben Jahr verlieh ihm die Universität Kiel den Ehrendoktor. 1931 erschien der erste Band von Noldes Selbstbiografie „Das eigene Leben“.

Im „Dritten Reich“ bezeichneten Nationalsozialisten die Kunst von Emil Nolde als „entartet“ und verordneten ihm 1941 „Malverbot“. Der Künstler selbst verhielt sich in dieser Zeit widersprüchlich. Über das Kriegsende im Mai 1945 war Nolde erleichtert. Er musste durch den Krieg erhebliche Verluste erleiden: Der schleswig-holsteinische Maler verlor etwa 221 Ölgemälde, rund 3.000 Graphiken und seine Sammlung von befreundeten Künstlern. Nachdem Nolde „die verschnürten Hände“ freigegeben waren, begann er wieder zu malen. Die Jahre von 1945 bis 1951 nutzte Nolde ausschließlich dafür, um die kleinen Aquarelle der „ungemalten Bilder“ in große Ölbilder umzusetzen. Bis zu seinem Tod konnte er rund hundert „ungemalte Bilder“ in Gemälde übertragen.

1946 wurde der Maler Emil Nolde von der Regierung Schleswig-Holsteins zum Kunstprofessor ernannt. Am 7. November desselben Jahres starb seine Frau Ada. Der dann 80-jährige Nolde heiratet zwei Jahre später die damals erst 26-jährige Jolanthe Erdmann. Am 13. April 1956 starb der schleswig-holsteinische Maler im Alter von 88 Jahren. In einer Gruft am Rande des Gartens in Seebüll fand Emil Nolde neben Ada seine letzte Ruhestätte.

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Emil Nolde
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