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Niederegger © sdu

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"Lübeck, Marzipan und Niederegger". Das sind drei Dinge, die zusammen gehören. Niederegger ist zum Synonym für die Stadt und die bekannte Marke "Lübecker Marzipan" geworden. Seit der Gründung im Jahr 1806 war es eines der bekanntesten Unternehmen der Stadt. Das Café Niederegger ist eine der kulturellen Oasen und ein Besucherziel gleichwertig mit Thomas Manns Geburtshaus und dem Holstentor.

Johann Georg Niederegger zog im Jahr 1800 von Ulm in Süddeutschland nach Lübeck. Sechs Jahre später übernahm er die Konditorei, in der er bis zum Tod des Besitzers arbeitete. Niederegger war ein bedeutender Mann und gut angesehener Bürger Lübecks. Er war Teil des wachsenden Handelsbürgertums und von großer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt bis hin zum Zentrum für Marzipankonditorei. Bis zu seinem Tod 1856 schaffte er es ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, das auf Erfolgskurs war. Die wichtigste Geschäftsgrundlage für ihn war - wie auch für die folgenden sechs Generationen - Marzipankonfekt von höchster Qualität zu produzieren. Das Rezept für Niederegger Marzipan ist seit dem Jahr 1806 unverändert geblieben.

Der Gründer erlebte noch das 50jährige Firmenjubiläum, ehe er im Jahr 1856 verstarb. Der Schwiegersohn Karl Georg Barth übernahm die Leitung und setzte den expansiven Kurs fort, unter anderem durch den Export eines Teils der Produktion. Ende der 1850er Jahr wurde Niederegger Lieferant der russischen Zarenfamilie, die unter anderem Marzipangänse in Lebensgröße kaufte. Den Zaren als Kunden zu haben, war gut für das Image von Niederegger und ließ die Verkaufszahlen in die Höhe steigen.

Im Jahr 1864 entschied Barth, die Geschäftsleitung an Wilhelm Köpff zu übergeben, der wie der Gründer des Unternehmens Konditor aus Ulm war. Mit ihm an der Spitze ging es Niederegger, nach der Vereinigung Deutschlands 1871 und dem darauf folgenden Wirtschaftswachstum, gut. In dieser Zeit wurde die Mechanisierung der Produktion in die Wege geleitet und das Café im Jahr 1880 eröffnet. In diesen Jahren wurde auch der Verkaufssektor systematisiert.

Nach dem Tod von Wilhelm Köpff übernahm sein Sohn Johann Köpff die Leitung. Mit ihm als Geschäftsführer und Besitzer wurde Niederegger Hoflieferant des deutschen Kaisers Wilhelm II. In den Jahren danach stieg das Interesse an den Produkten des Unternehmens. Ein wachsender Teil der deutschen Bevölkerung konnten es sich in diesen Jahren leisten, Luxusprodukte wie Marzipankonfekt zu kaufen. Hierdurch stiegen die Verkaufszahlen Ende des 19. Jahrhunderts und im darauf folgenden neuen Jahrtausend.

Johann Köpff überließ 1927 das Ruder seinem Schwiegersohn, Carl Arthur Strait, nach einer turbulenten Phase während des Ersten Weltkrieges und in den ersten Krisenjahren nach dem Krieg. Der Verkauf der Niedereggerprodukte sank dramatisch, weil in Notzeiten auf Marzipan im Haushalt verzichtet werden konnte.

Strait war ab1921 Teil der Geschäftsleitung, was ihn stark machte und so auf die nächste Krise im Jahr 1929 vorbereitete. Wieder litten die Verkaufszahlen, da die Deutschen ihr Geld für andere Dinge brauchten. Trotzdem richtet Strait im Jahr 1930 eine neue Fabrik mit einer effektiveren Produktion ein. Dies zeigte seine Überzeugung in Bezug auf die Produkte und sollte bedeutend werden, als sich die wirtschaftliche Konjunktur in den Jahren 1933-34 änderte.

Im Krieg wurden das Stammhaus und das Cafe in Lübeck während eines unerwarteten Bombenangriffs am 28. März 1942 getroffen. Gleichzeitig brach der Absatzmarkt am Ende des Krieges weg und die Produktion bei Niederegger lag in den folgenden drei Jahren fast still. Unmittelbar nach dem Krieg begann Strait mit dem Wiederaufbau des Stammhauses, des Cafes und des Produktionsapparates und 1947 kamen die Söhne Jürgen und Henning in die Leitung des Unternehmens.

In der Nachkriegszeit erweiterte Niederegger seine Produktion stark. Der Verkauf profitierte vom steigenden deutschen Wohlstand. Es zahlte sich aus, dass das Unternehmen sich für exklusive Qualitätsprodukte entschieden hatte, die relativ teuer waren. Beim 200jährigen Jubiläum im Jahr 2006 umfasste das Sortiment etwa 300 verschiedene Konfektwaren. In den Monaten bis Weihnachten werden täglich etwa 30.000 Kilo Marzipankonfekt produziert. Es gibt einen festen Mitarbeiterstab bestehend aus 350 Personen, zuzüglich etwa 200 Personen in der Hochsaison.

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