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Anfänge © izrg

Im Laufe des 19. Jahrhunderts etablieren sich auch entlang der schleswig-holsteinischen Küsten Seebäder.

In Südengland hatte man gesundheitliche Effekte und die Freuden der Badereise schon mitten im 18. Jahrhundert entdeckt, das erste deutsche Seebad, Doberan-Heiligendamm in Mecklenburg, gründete sich 1793. In Schleswig-Holstein zog man bald nach. Zunächst war es in der Lübecker Bucht Travemünde, wo 1802 das erste schleswig-holsteinische Seebad öffnete. Wenig später, 1819, folgte an der Nordsee Wyk auf Föhr als Erholungsbadeort. Schritt für Schritt entwickelten sich auch an anderen Orten der Ostsee- und Nordseeküste im 19. Jahrhundert kleine Seebäder: Von Travemünde bis Glücksburg, von Röm bis Büsum.

Allerdings stießen die Befürworter zunächst nicht überall auf Begeisterung - auch bei der Obrigkeit: In Travemünde scheiterten frühere Pläne für ein Badehaus und die Aufstellung von Badekarren an behördlichen Hürden und auch in Wyk auf Föhr dauerte es lange, bis die Widerstände überwunden waren. Nicht selten waren es Einheimische in den Fischerdörfern, die den Auswärtigen und ihren Freizeitvergnügungen ablehnend bis skeptisch gegenüberstanden. Noch 1885, als längst viele Badeorte florierten, lehnten die Amrumer mehrheitlich die Einrichtung eines Seebades ab, denn sie fürchteten schädliche Einflüsse auf die Inselgesellschaft.

Es waren vor allem die Seebäder an der Ostsee, welche die städtischen Badegäste zunächst anzogen: Borby bei Eckernförde, Glücksburg - von Flensburg mit dem "Lustdampfer", später mit der Kleinbahn gut erreichbar -, die Kieler Innenförde und Travemünde bei Lübeck. In den wenigen Badeorte an der Nordseeküste lagen die Gästezahlen niedriger, weil die Städter leichter dorthin gelangten, wo keine mühselige Überfahrten zu überstehen und lange Strecken mit Kutschen zurückzulegen waren, denn: die Anreise war in aller Regel beschwerlich. Außerdem zogen sie zunächst die Annehmlichkeiten des mondänen und weltoffenen Travemündes den wenig komfortablen Unterbringungsmöglichkeiten in den Fischerdörfern auf den Inseln der Nordsee vor.

Dies änderte sich erst im letzten Viertel des 19. Jahrhundert. Nun waren es vor allem die Nordseebäder, die sich als zugkräftig erwiesen und die Badegäste in Scharen anlockten. Allerdings hinkte Schleswig-Holstein auch noch zur Jahrhundertwende weit hinter den übrigen Seebädern der preußischen Ostseeküste her: allein das an der Danziger Bucht gelegene Zoppot zählte noch zur Jahrhundertwende mit über 11.000 Badegästen weit mehr als alle schleswig-holsteinischen Ostseebäder zusammen (rund 7.700).

Bis diese Gästezahlen erreicht wurden, war es bei der Gründung der ersten Seebäder jedoch noch ein weiter Weg; denn zunächst war die Erholung im Seebad nur ein Privileg der gesellschaftlichen, zumeist adligen Elite. Allerdings strebte das um Anerkennung ringende Bürgertum im Laufe des 19. Jahrhunderts immer stärker danach, es den gesellschaftlichen Vorbildern gleich zu tun. Dabei waren es nicht allein medizinische Gründe, das Bedürfnis nach Gesundheit und Ruhe, welches die Reise in den Badeort attraktiv machte. Baden war - streng reglementiertes - Freizeitvergnügen. Schön früh ging es auch um gesellschaftliche Repräsentation: ums Sehen und Gesehen werden.

Ab 1842 reiste das dänische Königshaus nach Wyk auf Föhr. Um die Jahrhundertwende galt das Seebad als ein ruhiger, geschützter Ort für Kinder und Senioren. Seit der Jahrhundertmitte entwickelte sich Westerland, bis dahin das ärmste Dorf der Insel Sylt, zum anziehungsstärksten Inselbadeort der Westküste. Seit 1890 gab es schließlich auch auf der Insel Amrum Fremdenverkehr, wobei allerdings die ersten Projekte scheiterten. Als erfolgreicher erwiesen sich Investitionen im Inselnorden, wo Pastor Friedrich von Bodelschwingh ein erstes christliches See-Hospiz gründete, dem bis 1907 drei weitere Gebäude folgten, um insgesamt 400 Gäste in abgeschiedener Ruhe zu bewirten. Ein hingegen eher bürgerliches Publikum zog Büsum an.

Für die meisten Seebäder war die Entwicklung im 19. Jahrhundert - zumindest wirtschaftlich - eine Erfolgsgeschichte. Nur wenige stagnierten. Insbesondere in der Kaiserzeit blühten viele der vormaligen Fischerdörfer auf und das großstädtische Flair der Badegäste hinterließ etwas von seinem Glanz in den Seebädern.

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Bädertourismus
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