v i m u . i n f o
Dansk version

Die, die nicht gefragt werden © sdu

Helgoland ist jedes Mal ein Stein im großpolitischen Spiel. Eine Tatsache bleibt, egal ob die Insel getauscht oder zum militärischen Vorposten in den Weltkriegen gemacht wird: Der Helgoländer wird nie gefragt!

Die Helgoländer gehören zu der Volksgruppe der Nordfriesen. Sie sind zwar unter dänischer, englischer oder deutscher Herrschaft gewesen, doch sie hatten auch immer besondere Rechte gehabt, beispielsweise ihr eigenes friesische Recht und sie hatten ihr eigenes Steuer- und Abgabensystem.

Die friesische Identität ist der feste Halt für die Helgoländer gewesen, jedes Mal wenn ihnen eine neue Rolle in der europäischen Geschichte gegeben wurde. Sie konnten nicht selbst wählen, ob sie zu Dänemark, England oder Deutschland gehören wollten. Oder ob sie Teil des Militärapparates sein wollten, wenn die europäischen Länder im Streit miteinander zusammenstießen. Aber sie konnten daran festhalten Friesen zu sein.

Manchmal brachten die Veränderungen Vorteile mit sich. Zum Beispiel war es eine ganz einträgliche Sache eine englische Insel während der Napoleonischen Kriege zu sein. Andere Male hat es ernsthafte Schwierigkeiten gebracht, nicht zuletzt wenn die Helgoländer während der Kriegshandlungen von ihrer Insel vertrieben wurden. Oft waren es sowohl Vor- als auch Nachteile aus denen die Helgoländer versucht haben das Beste zu machen. Jenseits dieses Ganzen herrschte ein enger Zusammenhalt auf der kleinen Insel weit draußen im Meer. Wie soll man es sonst erklären, dass 9 von 10 Helgoländern zurückkehrten, als sie Mitte der 1950er Jahre die Möglichkeit dazu hatten, nach mehr als 10 Jahren im Exil?

Nicht zuletzt hat das 20. Jahrhundert gezeigt wie verwundbar Helgolands Bevölkerung aufgrund der Lage der Insel als Grenzland ist. Für die Inselbewohner war Helgoland Wohnort und Arbeitsplatz zugleich, an dem sie vom Fischfang oder Tourismus lebten. Für die deutschen Führer war die Insel Speerspitze in der Landesverteidigung und Sprungbrett für weitere Expansionen. Für Deutschlands Feinde war sie eine militärische Bedrohung.

In den beiden Aufrüstungsphasen zum Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das Leben auf der Insel schwer gestört. Die vielen Arbeiter vom Festland, die bei der Befestigungsarbeit eingesetzt wurden, brauchten viel Platz. Sie brachten höhere Umsätze, aber ließen auch die Insulaner um ihre kulturelle Eigenart fürchten. Lange Zeit waren die Helgoländer eine Minderheit auf ihrer eigenen Insel! Zum Beispiel hielten sich während der Arbeit am Projekt "Hummerschere" Ende der 1930er Jahre zwischen 7.000 und 8.000 Arbeiter, 800 Marineangestellte und 1.500 Marinesoldaten auf der Insel auf. Die Helgoländer selber waren weniger als 3.000 Menschen. Auch die Verdienstmöglichkeiten auf der Insel waren betroffen. Gewiss war Arbeit bei den Festungsarbeiten zu bekommen - und später wenn diese wieder abgerissen wurden - , aber der Tourismus nahm Schaden als Teile der Insel vom Militär abgesperrt wurden. Außerdem wurde die Fischerei eingeschränkt, wenn Hafenbau und Landgewinnung die Fangplätze der Hummerfischerei zerstörten.

Das Schwerste waren jedoch die Evakuierungen. Die Helgoländer wurden gezwungen sich während des Ersten Weltkriegs auf dem Festland aufzuhalten, da man damit rechnete, dass die Insel wegen ihrer militärischen Rolle angegriffen würde. Das bedeutete vier Jahre Exil und eine Heimkehr in vernachlässigte und ausgeplünderte Häuser, nach der Benutzung oder dem Missbrauch durch die Soldaten. Die zugeteilten Erstattungszahlungen halfen nur wenig, denn sie wurden bald von der galoppierenden Inflation aufgefressen. Nach diesem Erlebnis versuchten verärgerte Helgoländer die Insel unter englische Herrschaft zu stellen, aber ohne Erfolg.

Nach dem großen Bombardement im April 1945 wurden die meisten zivilen Inselbewohner wieder evakuiert und im Mai folgte der Rest der Bevölkerung. Auf sie wartete ein ärmliches Leben auf dem Festland. Sie wurden als Flüchtlinge behandelt, ebenso wie Hunderttausende andere auch. Da ein großer Teil der Häuser auf dem Festland ganz oder teilweise durch Bomben zerstört war, waren die Wohnverhältnisse schlecht. Schlecht war auch die Versorgung mit Lebensmitteln. Da die Helgoländer nur wenig Eigentum von zu Hause mitnehmen konnten, hatten sie nichts, womit sie handeln konnten. Und niemand von ihnen wusste, ob sie jemals wieder einen Fuß auf Helgoland setzen würden.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Helgoland
Um diese Inhalte anzusehen, wird der Flashplayer 9 benötigt. Zum Download
case storyFallbeispiele
multimediaMultimedia
photosAbbildungen
bibliographyLiteratur