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Friesische Sprache © sdu

Nordfriesisch wird heute von etwa 10.000 Menschen gesprochen. Und dann gibt es auch noch 9 verschiedene Dialekte. Verwirrend?

Die friesische Sprache verdankt - wie Altenglisch oder Altsächsisch - ihre Herkunft einer alten nordseegermanischen Sprachgemeinschaft. Sie entwickelte sich in einen nord-, ost- und westfriesischen Zweig, von denen der Letztgenannte der verbreitetste ist und von ca. 400.000 Holländern gesprochen wird. Ostfriesisch wird von knapp 2.000 Menschen in Saterland gesprochen und Nordfriesisch von knapp 10.000. Das Nordfriesische kann sogar noch in neun weitere Dialekte aufgeteilt werden: drei auf den Inseln und sechs auf dem Festland.

Die Nordfriesen hatten nie ihren eigenen Staat oder eigene offizielle Institutionen. Daher ist dort auch kein Forum gewesen, das eine offizielle nordfriesische Sprache entwickeln konnte, wie wir es vom Reichsdänischen oder Hochdeutschen kennen. Stattdessen wurden die Friesen zweisprachig. Sie sprachen Deutsch - kurzzeitig Dänisch - in Kirche, Schule und öffentlichen Zusammenhängen, aber Friesisch im Alltagsleben. Die jeweilige Heimatgegend entwickelte ihren eigenen friesischen Dialekt, unabhängig von den weiter entfernten friesischen Gesellschaften.

Die nordfriesische Sprache war über mehrere Jahrhunderte in einem gleichmäßigen Rückgang begriffen. Je weniger Menschen eine Sprache sprechen, desto weniger Zusammenhänge gibt es, sie anzuwenden. Die Eltern jeder Generation mussten abwägen, ob ihre Kinder - über die notwendige deutsche Sprache hinaus - auch Friesisch lernen sollten. Die Wahl wurde nicht einfacher dadurch, dass auch Plattdeutsch, Südjütisch und Reichsdänisch in den nördlichen friesischen Gebieten gesprochen wurde!

Mitte des 19. Jahrhunderts entstand "die friesische Bewegung". Die Friesen traten hervor und sprachen sich für die Bewahrung der friesischen Kultur in einer Zeit aus, in der dänischer und deutscher Nationalismus dominierten. Die Bewegung hat seither in verschiedenen Formen existiert und die friesische Sprache ist das zentrale Element in diesem "Kulturkampf" gewesen. Auch weil die Sprache normalerweise als wichtiger Teil der menschlichen Identität betrachtet wird, aber wohl auch, weil es schwer fällt, andere Gleichstellungsmerkmale für eine friesische Kultur zu finden. eben weil - wie es mit Dialekten so ist - jeder Heimatort seine eigenen Traditionen und Werte entwickelt hat !

In der Arbeit für die Bewahrung der Sprache sind viele Versuche unternommen worden, friesische Wörterbücher zu entwickeln. Die friesische Sprache war überwiegend gesprochene Sprache und als Schriftsprache konnte man sie in verschiedenen Zusammenhängen gebrauchen. Gleichzeitig waren die Wörterbücher ein Weg gewesen, die Sprache an die nächsten Generationen weiterzugeben. Mit einem kleinen Augenzwinkern könnte man sagen, dass es zu eines jeden Friesen Ambition gehört, einmal im Leben ein Wörterbuch herauszugeben!

Ein anderes Einsatzgebiet war die Erziehung der Kinder. Durch das 20. Jahrhundert hindurch ist in wechselndem Umfang Schulunterricht in - aber nicht auf - Friesisch gegeben worden und heute ist es ein freiwilliges Angebot in einzelnen Schulstufen. Für Erwachsene werden Sprachkurse in der Erwachsenenbildung angeboten.

Die friesische Sprache ist heute nur wenig im öffentlichen Raum sichtbar und nur wenig in den Medien vertreten. Es wird stetig friesischsprachige Literatur herausgegeben, aber die kleinen Auflagen machen die Wirtschaftlichkeit schwierig.

Wie andere Randregionen erlebt Nordfriesland, dass die Jugend wegen der Ausbildung und Beschäftigung wegzieht. Eine unterdurchschnittliche Einwohnerdichte zieht im Gegensatz dazu Ältere und "Freizeiteinwohner" an. Beides dünnt den friesischen Bevölkerungsanteil aus und ist eine neuzeitliche Bedrohung für die friesische Sprache.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Sprachen, Traditionen
Grenzen
Friesen
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