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Judenaktion

Die Rolle, die der „Reichsbevollmächtigte für Dänemark“, Werner Best bei der Rettung der dänischen Juden spielte, wird in der Forschung unterschiedlich beurteilt, genauso wie sein Interesse und Motiv an der Deportation der dänischen Juden. Best selbst ließ nach dem Krieg verlauten, er habe die Rettung der dänischen Juden veranlasst. Dieser Version widerspricht unter anderem der Historiker Ulrich Herbert: Er erklärt die Tatsache, dass Best den geplanten Termin für die Verhaftungsaktion gegenüber dem „Schiffahrtssachverständigen“ Georg F. Duckwitz durchsickern ließ, anders: Den deutschen Behörden war klar, dass die dänischen Juden über die bevorstehenden antijüdischen Maßnahmen informiert waren. Eine große Zahl der dänischen Juden zu verhaften, wäre deshalb nur mit großem Aufwand – Razzien, intensive Bewachung der dänischen Küste – möglich gewesen. Durch die öffentliche Vorbereitung der Deportationen und das Durchsickernlassen der Informationen sollte die Panik unter den dänischen Juden gesteigert werden, um die Fluchtbemühungen zu verstärken: „Angesichts der Vorgeschichte Bests sind Spekulationen, Best habe die Juden ‚retten‘ wollen, wohl als abwegig anzusehen. Vielmehr wird deutlich, dass Best – als sich herausstellte, dass es nicht mehr möglich oder zu aufwendig war, die dänischen Juden zu ergreifen – dazu beitrug, die Juden aus Dänemark zu vertreiben: angesichts der politischen Verhältnisse im Land und der Situation in der letzten Septemberwoche 1943 für ihn der einfachste Ausweg aus der komplizierten Lage, die er durch sein Telegramm vom 8. September selbst herbeigeführt hatte“ (Ulrich Herbert). Auch die Motivation Bests für die Deportation der dänischen Juden wird kontrovers diskutiert. Einige Historiker halten taktische Erwägungen, machtpolitische Rivalitäten oder persönlichen Ehrgeiz für ausschlaggebend. John T. Lauridsen beispielsweise erklärt Bests Interesse mit dem Wunsch nach der Wiedererlangung einer starken Position in Dänemark nach dem Rücktritt der dänischen Regierung am 29. August 1943. Viele Forscher führen an, dass bei Best keine Hinweise auf „eine explizite Judenfeindschaft“ auszumachen seien. Herbert wiederum weist darauf hin, dass Best wie die meisten SS-Führern ein „politisches Ziel sui generis“ hatte: „seine Vorgehensweise beruhte auch in Dänemark aus der seit jeher vertretenen und immer wieder erläuterten Überzeugung, das die Juden aus dem deutschen Einflussbereich vertrieben und wenn nötig auch vernichtet werden müssten; von seinen persönlichen Gefühlen gegenüber den Juden war diese gleichsam objektive Notwendigkeit in seiner Sicht ganz unabhängig.“
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