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Revolution und Krieg - Ein Wandgemälde in der Preetzer Straße, Kiel

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"Krieg und Revolution" - ein Wandgem?lde in der Preetzer Stra?e, Kiel

Foto eines bemalten Bunkers

Das Kunstwerk "Revolution und Krieg" an der Wand des funktionsf?higen Gaardener Bunkers Ecke Preetzer Stra?e/Iltisstra?e, das Ausschnitte der Kieler Geschichte von der Revolution 1918 bis in den Zweiten Weltkriegs darstellt. Eine K?nstlergruppe erstellt das dem Neorealismus zuzuordnende Gem?lde als Teil einer Arbeitsbeschaffungsma?nahme 1989 unter der Leitung des persischen K?nstlers Shahin Charmi: Sechs arbeitslose Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen durch die vom Kieler Jugend- und Kulturamt ersonnene und vom Arbeitsamt und der Stadt Kiel finanzierte Ma?nahme innerhalb von zwei Jahren den Beruf des Malers, mit der besonderen Ausrichtung Wand- und Fassadenmalerei, erlernen.

Um das von rechts nach links ?zu lesende? Kunstwerk "Revolution und Krieg" entbrennt 1989 ein politischer Streit: Die SPD-Mehrheitsfraktion und der Kieler Kulturdezernent Rolf Johannig (SPD) initiieren das Kunstprojekt. Die Kieler CDU-Fraktion kritisiert den vom Kunstbeirat der Stadt Kiel aus vier Vorschl?gen ausgew?hlten Entwurf als "sozialistischen Realismus" (Fraktionschef Karl Dinkelmann) und "Darstellung der Geschichte der SPD" (Arno Witt). Sie vermisst einen "positiven" Entwurf wie eine F?rdelandschaft und fordert eine Beteiligung der B?rger an der Fassadengestaltung. Die Gr?nen sind grunds?tzlich gegen die Bemalung eines Bunkers. Im September 1989 beschlie?t der Bauausschuss gegen die Stimmen von CDU und Gr?nen die Bemalung des Bunkers mit dem Motiv "Revolution und Krieg".

Ausschnitt 1 des Wandgem?ldes

Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg: Ein aufgebahrter Soldat mit Stahlhelm im Vordergrund, an dessen Seite eine trauernde Frau steht. Auf der linken Bildseite verabschieden sich ein Soldat und seine Geliebte. Im oberen Bilddrittel sind Panzer, brennende Geb?ude und H?userruinen zu sehen.

Im rechten Bereich sind drei Gestalten mit Kopft?chern dargestellt, die im Zusammenhang mit der Szene dar?ber - schwer arbeitende Menschen und Lorenwagen - eventuell als deportierte Juden gedeutet werden k?nnen.

Ausschnitt 2 des Wandgem?ldes

Die Bildmitte der Hauswand erinnert an die Reichspogromnacht in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 als einen entscheidenden Schritt in der Verfolgungsgeschichte der Juden durch das nationalsozialistische Regime. Ein ?berlebensgro?er SA-Mann schreibt mit einem Pinsel in wei?er Schrift das Wort "Jude", ein Davidstern ist zu sehen, w?hrend in der unteren Bildh?lfte Passanten zerst?rte Fensterscheiben betrachten.

Ausschnitt 3 des Wandgem?ldes

Im Mittelpunkt des rechten Drittels der Hauswand stehen auf die Betrachter gerichtete Gesch?tzrohre und zielende Soldaten, die wohl die blutige Niederschlagung radikal-revolution?rer Demonstrationen und Streiks durch die (M)SPD-F?hrung und die Spitze des Milit?rs Anfang 1919 darstellen. Auch Karl Liebknecht ist zu erkennen.

Am oberen Rand sind Menschen mit nur angedeutete Gesichtern in S?rgen zu sehen: Nach der Erkl?rung des K?nstlers Charmi "Symbol f?r die verlorene Revolution". Der nackte, kopflose Frauenk?rper als Wiederaufnahme des Motivs von der rechten Hauswand erschlie?t sich nicht.

Ausschnitt 4 des Wandgem?ldes

Neben der Andeutung eines Maschinenraums eines Schiffes stehen zwei - in der Tat schwer zu deutende - nackte Frauenk?rper im Mittelpunkt der linken H?lfte der Hauswand. ?ber den Frauenk?rpern schwebt der Kopf von Rosa Luxemburg, die im Januar 1919 in Berlin zusammen mit Karl Liebknecht einem Mordanschlag zum Opfer f?llt.

Die Darstellung der nackten Frauenk?rper st??t im Sommer 1990 eine neuerlich ?ffentliche Diskussion um das Kunstwerk an. Vor allem die Kieler Ratsfrauen der Gr?nen kritisieren die Darstellung der kopflosen Frauenk?rper als "diskriminierend und bel?stigend", als Verk?rperung von Sexualit?t. Sie fordern eine erneute Diskussion des Wandgem?ldes in der Ratsversammlung. Einige Frauengruppen und -vereine schlie?en sich der Kritik an; die Darstellung der beiden ?bergro?en, nackten und kopflosen Frauenk?rper entspreche "in eklatanter Weise" der Darstellung, "wie Werbung, Pornoindustrie und Medien Frauenk?rper f?r ihre Zwecke gebrauchen" (Pressemitteilung des Vereins "Notruf und Beratung f?r vergewaltigte M?dchen und Frauen - Frauen und Gewalt). Der K?nstler Charmi hat sich bei der Einweihung des Kunstwerks zu dem Frauenk?rper ge?u?ert: "Ich sehe den Frauenk?rper als eine Darstellung des Weiblich-Sch?nen zur Zeit der Revolution. Im Zuge der revolution?ren Frauengeschichte und den Aktionen der Rosa Luxemburg ist das Thema Frau und Weiblichkeit zu sehr in den Hintergrund gedr?ngt worden."

Ausschnitt 5 des Wandgem?ldes

Die Szenen zeigen protestierende Matrosen und Arbeiter sowie einen Protestmarsch und eine Demonstration auf dem Kieler Wilhelmplatz im November 1918.

In der Bildmitte ist die Rote Fahne als Symbol der Arbeiterbewegung zu sehen. Den Hintergrund bilden Werftanlagen.

Hintergrundinformationen: Kieler Nachrichten 28./ 29. Juni 1989, 5./6. Juli 1989, 15./19. September 1989, 17. Juli 1990, 26. September 1990, Kieler Express 20. Juni 1990, privates Material von Shahin Charmi.

Bildquellen: eigene Aufnahmen

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